Die Damen des Hauses Susanna Scholl
Residenz Verlag
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Eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft

Wie wollen wir im Alter leben? Diese Frage stellt Susanne Scholl in ihrem neuen Roman „Die Damen des Hauses“. Sie erzählt hier mit viel Witz und Humor die Geschichte von vier sehr unterschiedlichen Frauen, die sich eine Wohnung teilen.

Nach dem Tod ihres Mannes lebt Ella allein in ihrer großen Altbauwohnung. Da so viel Platz in dieser Wohnung ist, bietet sie der rumänischen 24-Stunden-Hilfe ihres verstorbenen Mannes an, bei ihr zu bleiben. Dann kommt da noch Maggie, ihre Schwester, die sich nach einem unsteten Jet-Set-Leben wieder in Wien niederlassen möchte – auch sie findet einen Platz, genauso wie Luise, eine biedere Nachbarin, die wegen einer Jüngeren verlassen wurde und sich die Miete für ihre Wohnung nicht mehr leisten kann.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 1.12.2019

Sorge vor dem Alleinsein

Nach und nach entsteht auf diesem Wege eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft – eigentlich ungewollt und zufällig, sagt Susanne Scholl: „Wenn man in ein bestimmtes Alter kommt so wie ich, überlegt man sich doch, wie tut man weiter, und man hat schon Sorge, dass man nicht alleine bleiben kann und dann gezwungen ist, irgendwo zu wohnen, wo man eigentlich nicht hin will.“

Es geht aber auch um Fragen, wie was es heißt, alt zu werden und ob man dann anders oder wie gewohnt weiterlebt. Auch bei den Gesprächen der Damen sind Älterwerden und Altsein immer wieder Thema: „Altern ist auch Schwerarbeit, weil man muss sich von vielem verabschieden, man muss sich auf vieles neu einstellen. Die Kinder sind aus dem Haus, das heißt auch die Familienstruktur zerfällt notgedrungen, und man muss sich eigentlich neu erfinden.“

Die Damen des Hauses Susanna Scholl
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Im Alter neu erfinden

So unterschiedlich die Frauen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Wege, mit dem Altern umzugehen: Die lebenslustige Maggie sucht sich etwa ein jüngeren Liebhaber. Luise, die ihr Leben lang das gemacht hat, was die anderen von ihr verlangt haben, wagt ihre ersten Schritte in die Selbstständigkeit, und auch Ella, die 40 Jahre lang glücklich verheiratet war, muss sich in dieser neuen Konstellation finden. Rada, die ehemalige Pflegerin, sorgt als guter Geist für das Wohlergehen der Damen.

Oft geht’s hier drunter und drüber, es geht natürlich nicht ohne Reibungen. Und auch Krankheit und Sterben thematisiert Susanne Scholl: „Die Themen Abschiede und verlassen werden sind natürlich umso stärker, je älter man wird und spielen auch eine umso größere Rolle auch im Alltag, weil einen ja auch oft die Menschen verlassen, mit denen man den Alltag teilt, und das ist dann natürlich besonders schwierig, dann weiterzumachen und zu sehen, wie man weitermachen kann.“

WG-Leben für Scholl keine Option mehr

Aber auch wenn die Autorin den Alltag in dieser WG sehr lebendig und lebensnah schildert, für sie selbst wäre ein derartiges Wohnmodell nie und nimmer eine Option: „Ich habe lange genug auch wegen der Kinder und meines Jobs Kompromisse gemacht und mit Menschen auf relativ engem Raum zusammengelebt, die ich mir nicht ausgesucht habe, sondern die einfach aus Notwendigkeit da waren.“

Auch Wohngemeinschaften habe Scholl als Jugendliche ausprobiert, um zu wissen, dass das nichts für sie sei – sie sei sehr glücklich darüber, alleine zu wohnen.