Kino lebt nicht nur von den großen Comicabenteuern und Animationsfilmen, sondern auch vom Ehrgeiz jener kleinen Filmemacher, die nicht mit wenig, sondern praktisch ohne Budget arbeiten – dazu gehört zweifelsohne der Grazer Regisseur Stefan Müller, der nach seinem Horrorstreifen „Biest“ nun mit „Marlene“ einen Actionfilm vorlegt.
Auftragskiller mit Liebesgeschichte
Hauptfigur des Streifens ist Frank (gespielt von Paul Hassler), der als Auftragskiller für ein Verbrechersyndikat in Graz arbeitet. Eines Tages jedoch verliebt er sich in seine Zielperson Marlene (Caroline Mercedes Hochfelner), die er eigentlich seinem Boss (August Schmölzer) ausliefern soll. Frank will Marlene schützen; als die Organisation Marlene schließlich selbst entführt, muss Frank zum persönlichen Rachefeldzug ausrücken, um Marlenes Leben zu retten.
Wenig Budget, aber umso mehr Herzblut
Entstanden mit mehr Motivation als Geld, ist es den Machern über die vier Jahre der Entstehung gelungen, die zentralen Komponenten eines Genreklassikers wie die Optik und die Action überraschend souverän in Szene zu setzen. Die steirische Landeshauptstadt kann mit Farbfilter ungewöhnlich cool daherkommen, der 35-jährige Müller inszeniert die Kämpfe sujettypisch in Zeitlupe und mit Farbwechseln.
Auch beim Drehbuch verfolgt „Marlene“ nicht das Ziel der Neuerfindung des Genres, sondern der klaren Erfüllung der Parameter, was beim zweifelnden, wortkargen Killer, der keine Frauen anrührt (zumindest nicht, um sie zu töten), beginnt, über den Bösen, der in einem Schloss über der Stadt thront, reicht und in allerlei coolen Sprüchen vor dem Wegblasen des gegnerischen Kopfes endet.
Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 22.1.2020
Actionszenen in historischer Umgebung
Gedreht wurde der Film unter anderem in den historischen Räumlichkeiten von Schloss Kornberg im Bezirk Südoststeiermark. Schlossherr Andreas Bardeau schildert den Ablauf der Dreharbeiten: Es habe immer ein Sicherheitspersonal und auch Ärzte am Set gegeben, um seine historischen Bilder und Räumlichkeiten habe er sich keine Sorgen gemacht. Spannend beschrieb er die Szene, in der ein Darsteller aus einem Fenster in den Schlosshof stürzt: „Weder das Fenster noch der Schauspieler kamen dank neuer Technik dadurch zu Schaden,“ erzählt der Schlossbesitzer.
Manch Dialog kommt da im Vergleich etwas holprig daher, manches Schauspiel erinnert eher an weihnachtliches Krippenspiel, und doch ist es Müller schon wie in „Biest“ mit Peter Simonischek gelungen, auch für „Marlene“ renommierte Größen für kleine Auftritte zu gewinnen – hier August Schmölzer als Mafiaboss oder Eva Maria Marold als Puffkönigin „Die Kaiserin“. Und schließlich muss es ja doch einen gewissen Unterschied zu den Hollywoodhochglanzproduktionen geben – auch das gehört zum (Indie-)Genre.