Gemeinderatswahlen im Bezirk Weiz
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Wahl 2020

Die Ausgangslage in Weiz

Im Bezirk Weiz dominiert die ÖVP: Sie regiert in 27 von 31 Gemeinden, und sie will auch in der Bezirkshauptstadt am roten Bürgermeistersessel rütteln. Für kleine Listen ist es im tiefschwarzen Bezirk schwer.

In den 31 Gemeinden des Bezirks Weiz leben mehr als 90.000 Menschen. Die ÖVP regiert in 27 davon, die SPÖ in vier – eine davon ist die Bezirkshauptstadt Weiz, die seit Jahrzehnten eine rote Hochburg ist.

Weiz: Schwarzes Zweckbündnis gegen rote Mehreit

Ein Zweckbündnis könnte aber an der roten Mehrheit rütteln, denn das Team Krottendorf von Vizebürgermeister Franz Rosenberger, einem ehemaligen ÖVP-Politiker, und die in der Stadt Weiz zuletzt stark gebeutelte ÖVP treten bei der Gemeinderatswahl mit einer gemeinsamen Liste an. Gemeinsam will man die SPÖ schwächen, so Rosenberger, „einfach, damit wir die Kräfte bündeln, weil wir wirklich aus dem gleichen Lager kommen und gleich denken, damit wir in den nächsten Jahren mehr Mitspracherecht im Weizer Gemeinderat haben“.

Der Weizer Bürgermeister Erwin Eggenreich (SPÖ)
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Der Weizer Bürgermeister Erwin Eggenreich

Das Wahlbündnis hält derzeit 13 Mandate, die SPÖ 15. Bürgermeister und SPÖ-Spitzenkandidat Erwin Eggenreich hätte bei der letzten Wahl 2015 nur eine Stimme mehr für die absolute Mehrheit gebraucht: „Wir streben natürlich an, dass wir diesmal die absolute Mehrheit haben, weil ich möchte gerne Bürgermeister aus eigener Kraft bleiben und werden. Die ÖVP strebt das gleiche an, und ich würde gerne selbst bestimmen können, wo die Richtung hingeht und wer an der Spitze der Stadt Weiz steht.“

Gleisdorf: Kritik an Doppelrolle

Wortwörtlich stark ist die ÖVP in Gleisdorf: Seit 2000 ist hier Christoph Stark an der Spitze, seit 2017 ist er auch im Nationalrat. Die Opposition kritisiert seine Doppelrolle – er habe zu wenig Zeit für die Stadt. Stark entgegnet: „Es ist eine große Ehre, unsere Stadt und die Region im Nationalrat vertreten zu dürfen, und ich ziehe daraus den Nutzen, Netzwerke zu haben, die ich vorher nicht hatte und die ich wiederum für die Stadt und die Region einbringe.“

Der Gleisdorfer Bürgermeister Christoph Stark (ÖVP)
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Der Gleisdorfer Bürgermeister Christoph Stark

Für die Grünen und ihren Spitzenkandidaten Philipp Sonnleitner habe Gleisdorf als Solarstadt die Vorreiterrolle verloren: „Wir heizen 69 Prozent unserer Haushalte mit Gas ud Öl. Wir wollen die Energie lokal und nachhaltig gewinnen und mit Bürgerbeteiligung wieder zur Solarstadt Gleisdorf werden.“ Die Grünen rechnen mit bundespolitischem Rückenwind und wollen in Gleisdorf Platz zwei erreichen.

Hinweis:

Der Beitrag entstand vor der CoV-bedingten Verschiebung der Gemeinderatswahlen und wurde nun im Vorfeld des neuen Wahltermins am 28. Juni wieder veröffentlicht.

Birkfeld: FPÖ will Bürgermeister stellen

Die flächenmäßig größte Gemeinde im Bezirk Weiz ist Birkfeld – hier dreht sich viel um das zentrale Thema Abwanderung, die man auch im Gemeinderat zu spüren bekommt: Statt 25 werden nur mehr 21 Mandate vergeben. Bürgermeister Oliver Felber (ÖVP) will die Region stärken: „Wir haben neue Baugründe und wollen junge Familien ansiedeln, die sich hier bei uns wohl fühlen. Dazu gehört sicher auch das Glasfaserthema, dass man hier Anreize schafft, um junge Familien anzusiedeln, damit Birkfeld wieder über die 5.000 Einwohner kommt.“

Vizebürgermeister Patrick Derler tritt für die Freiheitlichen an – er möchte Bürgermeister werden, um mehr gestalten zu können: „Da müssen wir schauen, dass wir die Betriebe, die wir hier haben, fördern und auch weiterhin unterstützen, aber auf der anderen Seite auch touristisch mehr machen, uns klarer positionieren, uns besser vermarkten, damit wir zukunftsfit werden.“

Wie gut kennen Sie den Bezirk Weiz? Wir haben ein kleines Quiz zusammengestellt – zu jeder Gemeinde gibt es eine Frage: 31 Gemeinden – 31 Fragen.

Gutenberg-Stenzengreith: Neue Ausgangslage

Eine kleine Gemeinde im Bezirk ist Gutenberg-Stenzengreith. Hier gibt es eine besondere Konstellation: Die ÖVP ist zwar stärkste Kraft, den Bürgermeister stellt aber die SPÖ mithilfe von Grünen und der FPÖ. Die Freiheitlichen kandidieren nicht mehr, stattdessen allerdings NEOS – damit werden die Karten völlig neu gemischt.

„Vielleicht wünschen sich manche, dass das einmalig war, ich glaube aber, wir haben die Chance, dass wir auch in Zukunft noch hier als rote Gemeinde arbeiten können. Ich glaube, die Bevölkerung wird das gut heißen, wie wir die letzten fünf Jahre gearbeitet haben“, sagt Bürgermeister Vinzenz Mautner (SPÖ). Dem hält Vizebürgermeister Christian Kleinhappl (ÖVP) entgegen: „Wir wollen natürlich den Bürgermeister wieder zur ÖVP zurückholen, aber das wird natürlich nicht leicht, der Bürgermeisterbonus spielt immer wieder mit. Aber wir haben uns bemüht, und wir haben ein neues Team aufgestellt mit über 40 Leuten aus allen Ortsteilen.“

Die Ausgangslage im Bezirk Weiz

ORF Steiermark-Redakteurin Birgit Zeisberger hat sich die Ausgangslage im Bezirk Weiz näher angesehen. Der Beitrag entstand noch vor der CoV-bedingten Verschiebung der Gemeinderatswahlen.

Spannendes Rennen in Passail

Ebenfalls spannend wird es in Passail: Bei der letzten Wahl 2015 blieb die ÖVP zwar stimmenstärkste Partei, verlor aber mehr als 17 Prozentpunkte, während die FPÖ 15,5 Prozentpunkte zulegte. Die SPÖ kam mit einem Plus von rund drei Prozentpunkten auf 30,4 Prozent, und so kletterte die Sozialdemokratin Eva Karrer mit Hilfe der Freiheitlichen auf den Bürgermeistersessel. „Wir wollen auf jeden Fall wieder Bürgermeister werden, wir hoffen auch auf zwei Mandate mehr. Wir haben in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet, so haben wir das Budget saniert“, sagt Eva Karrer.

Die ÖVP hat sich unterdessen neu aufgestellt und will den Bürgermeister wieder zurückholen. „Erreichen wollen wir es vor allem durch die Kandidaten, durch unser persönliches Auftreten. Wir haben den Generationswechsel geschafft – dadurch kommen dann die Themen, und die werden wir dann auch versuchen umzusetzen“, so ÖVP-Spitzenkandidat Werner Berghofer.

Für kleine Listen ist es schwer

Kleine Parteien und Listen tun sich in dem tiefschwarzen Bezirk schwer, Kandidaten zu finden: So treten im ganzen Bezirk nur zwei Bürgerlisten an – eine in Weiz, die andere in Mortantsch. In Ratten hat die SPÖ die absolute Mehrheit, Markt Hartmannsdorf ist dagegen ein weißer Fleck für die Sozialdemokraten – hier wollen FPÖ, Grüne und NEOS die absolute ÖVP-Mehrheit brechen. Überhaupt treten die Grünen in 15 Kommunen an, NEOS in fünf, die KPÖ in einer, in Sinabelkirchen – sie alle eint auch mit der SPÖ, die Volkspartei schwächen zu wollen.