GRW Bruck-Mürzzuschlag
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Wahl 20

Die Ausgangslage in Bruck-Mürzzuschlag

Der Bezirk Bruck-Mürzzuschlag ist eine rote Hochburg – zuletzt musste die Sozialdemokraten wegen der Gemeindestrukturreform aber zugunsten der FPÖ herbe Verluste hinnehmen. Nun wollen SPÖ, aber auch ÖVP verlorenes Terrain zurückgewinnen.

In den Städten im Bezirk regiert die SPÖ nur in Kapfenberg, der mit fast 23.000 Einwohnern größten Stadt, mit absoluter Mehrheit. Die Arbeitslosigkeit hat sich durch die CoV-Krise in der stark von Industrie geprägten Stadt binnen drei Monate verdoppelt.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 23.6.2020

Kapfenberg: SPÖ will Absolute halten

Bürgermeister Fritz Kratzer (SPÖ) will der Situation mit verstärkten Investitionen begegnen: So wird der lang diskutierte Umbau der Eishalle zu einer Stadthalle realisiert. 15 Millionen Euro werden insgesamt investiert, „weil wir davon überzeugt sind, dass man wirklich Beschäftigung bringen muss, und wenn wir nicht investieren, wer dann? Das hat aber auch mit dem Vertrauen in die Zukunft zu tun“.

Fritz Kratzer
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Fritz Kratzer

Fünf weitere Listen treten in Kapfenberg an – vor allem die ÖVP – derzeit mit drei Mandaten nur drittstärkste Kraft – erhofft sich Zugewinne: „Das Entscheidende ist erst einmal, die Mehrheit der SPÖ brechen, die g’hört einmal weg. Man merkt einfach, dass ein bisschen der Schwung draußen ist“, sagt der Kapfenberger ÖVP-Spitzenkandidat Andreas Handlos.

Bruck: Alle spekulieren auf FPÖ-Stimmen

In Bruck an der Mur verlor die SPÖ 2015 die absolute Mehrheit, stellt mit Peter Koch aber dennoch den Bürgermeister. Sechs Listen treten an, die allesamt auch auf ehemalige FPÖ-Stimmen spekulieren; die Freiheitlichen legten 2015 stark zu und sind derzeit mit sieben Mandaten zweitstärkste Kraft im Brucker Rathaus. Die KPÖ tritt hier und in fünf weiteren Gemeinden an, NEOS in Kapfenberg und Bruck.

Wie gut kennen Sie den Bezirk Bruck-Mürzzuschlag? Wir haben ein kleines Quiz zusammengestellt – zu jeder Gemeinde gibt es eine Frage: 19 Gemeinden – 19 Fragen.

Breitenau: FPÖ-Bürgermeister-Team tritt nicht mehr an

Breitenau am Hochlantsch ist steiermarkweit die einzige Gemeinde, in der die FPÖ den Bürgermeister stellt: ÖVP und FPÖ einigten sich 2015 auf eine Halbzeitlösung und Koalition gegen den Wahlsieger SPÖ. Schon jetzt steht aber fest, dass die FPÖ im Gemeinderat künftig nicht mehr vertreten sein wird, denn Bürgermeister Willibald Ebner und sein gesamtes Team kandidieren nicht mehr: „Ausschlaggebend war das mit Ibiza und die Spesenaffäre, da hat ja keiner mehr Verständnis dafür“, so Ebner.

Willibald Ebner
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Willibald Ebner

Mürzzuschlag: „Krise war gestern“

Mürzzuschlag ist stark von der Abwanderung betroffen. In der 8.500-Einwohner-Gemeinde stellt die SPÖ den Bürgermeister, Karl Rudischer ist seit 13 Jahren im Amt. Er sieht positive Impulse für die Stadt – durch das geplante Reha-Zentrum neben dem Landeskrankenhaus und dem Semmering-Basistunnel: „Der Bahnhof Mürzzuschlag, die ganze Anlage rundherum wird erneuert, 170 Millionen Euro werden in Mürzzuschlag, in unserem Gemeindegebiet investiert, das war das letzte Mal vor 150 Jahren der Fall, das muss eine Auswirkung haben. Krise war gestern, wir sind unterwegs zu neuen Ufern.“

Vizebürgermeister ist Arnd Meißl (FPÖ) – er konnte 2015 die Stimmen für die Freiheitlichen auf 30 Prozent verdoppeln, auch geschuldet der Diskussion um die Gemeindestrukturreform. Ziel der Freiheitlichen ist es, weiter in zumindest vier Gemeinden des Bezirks mitzuregieren: „Wenn uns die Mürzer Bevölkerung nach unserer Arbeit in den letzten fünf Jahren beurteilt, dann glaube ich schon, dass wir die Möglichkeit bekommen können. Wir haben gute Arbeit geleistet, wir haben 60 Anträge gestellt, und einige dieser Anträge sind mittlerweile auch aufgenommen und umgesetzt worden“, so Meißl.

Die Ausgangslage im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag

ORF Steiermark-Redakteurin Ulli Enzinger hat sich die Ausgangslage im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag näher angesehen.

Die Grünen treten in vier Gemeinden an, in Mürzzuschlag will die Partei ein zweites Mandat schaffen. Spitzenkandidatin Ilse Schmalix fordert ein eigenes Umwelt und Klimaschutzreferat: „Das Klima und die Umwelt wird uns beschäftigen und unsere Nachkommen beschäftigen, und daran ist zu arbeiten, auch in einer Gemeinde wie Mürzzuschlag.“

St. Lorenzen: Bürgermeister gegen Gemeindebedienstete

In St. Lorenzen im Mürztal macht eine außergewöhnliche Konstellation die Wahl besonders spannend: Gleich zwei Gemeindebedienstete kandidieren gegen den Bürgermeister Alois Doppelhofer (ÖVP). „Das ist natürlich eine spannende Geschichte, wenn man jetzt als politisch verantwortlicher auf Zuarbeit von Bediensteten zurückgreifen muss, die eigentlichj einer politischen Gegenbewegung angehören“, sagt Doppelhofer.

Der Amtsleiter und Gemeindekassier tritt für die Bürgerliste WIR an – 2015 holte Georg Steiner auf Anhieb vier Mandate: „Die tägliche Zusammenarbeit ist momentan, sagen wir es so, ein wenig angespannt, man sieht es auch bei den Wahlplakaten, die stehen schon fast übereinander.“

Wahlplakate in St. Lorenzen
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Die Standesbeamtin und langjährige Bürgerservice-Mitarbeiterin Petra Weberhofer kandidiert wiederum für die SPÖ: „Mir ist es einfach wichtig, dass in St. Lorenzen wieder ein Zusammenhalt passiert. Da ist leider viel in letzter Zeit verloren gegangen, und es wäre mir wichtig, dass viele Institutionen oder private Ideengeber oder die Jugend miteingebunden werden.“

Auch eine zweite Bürgerliste tritt in St. Lorenzen an. Insgesamt sind es acht im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag, in zwei Gemeinden – in Krieglach mit Regina Schrittwieser und in Stanz mit Friedrich Pichler – wird sogar der Bürgermeister von einer Namensliste gestellt.