Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 4.1.2021
Berühmte Renaissance-Werke sind die Figuren der digitalen Gemälde von Dorothee Golz, doch die Umgebung, in der sie sich befinden, sind direkt dem Heute entsprungen. Sie sitzen in Hotelzimmern oder posieren in modernem Gewand – nur die Gesichter sind die selben geblieben. Jan Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrgehänge wird bei Dorothee Golz etwa zum Mädchen am Fenster.
Vertrautes wurde entfremdet
„Konzept und Kunst“ heißt die Schau in der Galerie Marenzi, die scheinbar Alltägliches auf den Kopf stellt, schildert Kunsthistoriker Roman Grabner vom Universalmuseum Joanneum: „Daher findet man in ihrem Werk sehr viele Objekte, die einem bekannt vorkommen, vertraut gar, aber die doch verfremdet worden sind, die transformiert sind. Das ist genau diese Vermischung, dieser ambivalente Blick der Innen und Außen inkludiert.“
Gegenstände des Alltags aus der Spur
Das gilt auch für die Serie „Hohlwelt“, mit der die in Wien lebende Künstlerin 1997 bei der documenta war und mit der sie eine transparente Welt samt vermeintlichem Schutz in der belüfteten Blase schafft.
„Vielleicht ist es auch so ein Bild der Zeit, dass zu viel Einsamkeit, zu viel Isolation, auch zu einer Deformation führt“, erklärt Grabner. Tische ohne Platten, ausfransendes Geschirr, verwachsene Tassen und Kannen – Gegenstände des Alltags sind bei Dorethee Golz aus der Spur geraten, „und können in dieser Metapher natürlich einen ganz anderen Stellenwert für Gemeinschaft für Gesellschaft, für Familie oder für die Rolle der Frau dann auch einnehmen.“ Da knüpft auch die Arbeit „Darknet“ an, in der Golz die weibliche Netzarbeit mit Häkeldeckchen hervorhebt.
Die Eröffnung der Ausstellung „Konzept und Kunst“ mit Werken von Dorothee Golz musste auf Grund der Coronavirus-Pandemie virtuell erfolgen und auch ein Rundgang durch die Schau ist bis auf Weiteres nur online möglich.