„Echt. Jetzt!“-Cover
Kremayr & Scheriau
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Ein Plädoyer für das analoge Leben

Wie war das früher, in der analogen Zeit, als es noch kein Skype, Zoom oder ähnliches gab? Dieser Frage geht Polly Adler in ihrem neuen Buch „Echt. Jetzt!“ nach.

Unter dem Namen Polly Adler schreibt die Journalistin Angelika Hager seit vielen Jahren ihre Kolumnen in der Sonntagsbeilage des „Kurier“ – und wie in diesen Kolumnen ist auch in „Echt. Jetzt!“ der Ton geprägt von Selbstironie und unterhaltsamem Sarkasmus.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 9.5.2021

Sie beobachtet ihre Umgebung sehr genau und nimmt auch sich selbst aufs Korn – denn, so bekennt sie, auch sie hängt an ihrem Smartphone wie an einer Nabelschnur, und wer kennt das nicht: In immer kürzeren Abständen werden die diversen sozialen Kanäle aufgerufen, aus Angst, etwas zu versäumen, oder ein Urlaub oder ein Sonnenuntergang oder ein Konzert sind nur dann perfekt, wenn mm für die Fotos möglichst viele Likes bekommt.

„Emotionaler Exhibitionismus“

Vor diesem, wie Polly Adler es nennt, „emotionalem Exhibitionismus“ sind auch Stars nicht gefeit: Als Beispiel nennt sie hier Madonna und Anna Netrebko, die ihre Follower daran teilhaben lässt, wenn ihr Ehemann einen Eintopf zubereitet oder wenn sie ihren Sohn fragt, welches Mädchen in seiner Schulklasse er besonders gern hat.

„Echt. Jetzt!“-Cover
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Nostalgisch wird es, wenn die Autorin sich einer Kiste mit Erinnerungen und Briefen widmet – als „Archive der Emotionen“ bezeichnet sie sie und nimmt die Leserin, den Leser mit auf eine Zeitreise zu Arthur Schnitzler, Marlene Dietrich, Alma Mahler und Oskar Kokoschka. Und so finden sich viele weitere Denkanstöße, aber immer ohne den erhobenen Zeigefinger.

Plädoyer für eigentlich Selbstverständliches

Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eigentlich selbstverständliche Dinge, die aber heutzutage leicht verstaubt anmuten – richtige Freunde im echten Leben und nicht nur Likes in den sozialen Medien, Smalltalk, Feste, gemeinsame Essen, Briefe schreiben oder auch Theaterbesuche, und beim Lesen bekommt man immer mehr Lust genau darauf, denn: „Der Mensch ist kein digitales, er ist ein analoges Wesen“, wird Daniel Kehlmann zitiert.