Fußball im Tor
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Über einen Tormann – und über Rumänien

Der Sport schreibt immer wieder unglaubliche Geschichten – von Sternstunden, aber auch von Blamagen. Milan Radins Roman „Der Tormann“ erzählt eine solche Geschichte – von einem Helden, der das Spiel seines Lebens spielte und dafür bitter bezahlen musste.

Der Europäische Klubfußball in den 70er- und 80er-Jahren wird dominiert von Mannschaften wie Bayern München, Juventus Turin, Ajax Amsterdam oder dem FC Liverpool – doch 1986 gab es eine Überraschung: Der rumänische Klub Steaua Bukarest kämpfte sich ins Finale gegen den FC Barcelona durch. Da wurde dann Torwart Helmut Duckadam zum Helden: Der 27-Jährige hielt insgesamt vier Elfmeter und wurde zum besten Spieler des Finales gewählt.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 23.1.2022

Legende und Mythos

Als Prämie dafür gab es einen neuen Mercedes – und genau diese Prämie wurde Duckadam zum Verhängnis: Ein Sohn des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu hatte es auf den Wagen abgesehen. Da er den Tormann nicht überzeugen konnte, ihm den Mercedes freiwillig zu überlassen, griff er zu anderen Mitteln. Duckadam geriet in die Hände der Staatssicherheit: Ihm wurden beide Arme gebrochen – er konnte nie mehr im Tor spielen, nicht mehr im Weltfinale gegen River Plate aus Argentinien, nicht mehr im Supercup-Finale in Monaco. Er wurde zu einer Legende, zu einem Mythos.

„Der Tormann“
Leykam Verlag

Der Roman „Der Tormann“ erzählt die Geschichte von Helmut Duckadam – einem Buben aus Semlak, einem Dorf in Rumänien, der nichts anderes tun wollte, als Fußball zu spielen, der es sogar ins Nationalteam schafft und den Europapokal der Landesmeister gewann. Er erzählt aber auch die Geschichte Rumäniens: Autor Milan Radin zeigt immer wieder auf, wie viele verschiedene Volksgruppen und Sprachen hier durch politische und militärische Konflikte durcheinandergemischt worden sind.