Ausstellung Museum Joanneum Kino Film
Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
Kultur

Museumsreife Film- und Kinogeschichte

Von Filmausschnitten über Plakate bis hin zu technischem Equipment: Eine aktuelle Ausstellung im Grazer Museum für Geschichte zeichnet den Werdegang der steirischen Film- und Kinowelt nach.

Von den Anfängen im obersteirischen Leoben 1896 bis hin zum modernen Filmgeschehen spannt sich der Bogen der Ausstellung, deren Schauobjekte mit Unterstützung des Filmarchivs Austria zusammengetragen wurden. Zu sehen sind neben technischen Geräten, Plakaten und Filmzeitschriften auch mehr als 300 Filmausschnitte in eigenen kleinen „Kinosälen“.

Sammelprojekt gab Anstoß

Motivation für die Ausstellung war ein Sammelprojekt, bei dem ab Sommer 2020 rund 35.000 Amateurfilme aus der Steiermark dem Museum von Privatpersonen übergeben und anschließend digitalisiert wurden – mehr dazu auch in Einblicke in die „private“ Steiermark (15.1.2021). Diese privaten Schätze sind nun ebenso Teil der Ausstellung, sagt Kuratorin Maria Froihofer: „Der Blick in die Steiermark lohnt sich, im Kleinen findet sich das Große wieder“. Denn das Bundesland sei in seinem Filmschaffen „internationaler, als wir geglaubt haben“, ergänzt Kurator Karl Wratschko.

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Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
Die Kuratoren Maria Froihofer und Karl Wratschko.

Erstes großes Kino in Leoben

Die erste Kinovorführung gab es 1895 in Paris, nur neun Monate später war der Film in Form eines Wanderkinos bereits in Leoben angekommen. Die Streifen, die damals gezeigt wurden – „Pont de la Tour“ und „Danse serpentine“ von den Brüdern Lumiere – sind im ersten Raum der Schau zu sehen. Der Tanzfilm ist handkoloriert und gibt einen Eindruck davon, dass der Film immer schon bestrebt war, auch Farben zu zeigen. Die Stummfilme laufen alle mit Musik, die teilweise neu gemacht wurde, wenn keine Tonspur mehr vorhanden war, schilderte Wratschko.

Info zur Ausstellung:

Die Schau „Film und Kino in der Steiermark“ ist bis 8. Jänner 2023 im Museum für Geschichte in Graz zu sehen.

Die Anfänge des steirischen Spielfilms

Fixe Kinos etablierten sich in der Steiermark erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung zeigt, dass dabei Themen wie „Die Ermordung des Thronfolgers in Sarajewo“ oder Berichte aus dem Ersten Weltkrieg die Zuschauer ins Kino locken sollten. Der erste große steirische Spielfilm beschäftigte sich mit Erzherzog Johann – er wurde aber nur in der Steiermark gedreht, produziert wurde er in Wien. „Sodom und Gomorrha“ aus der gleichen Zeit hatte den Erzberg als Schauplatz.

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Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

In den 30er- und 40er-Jahren gab es vor allem Unterhaltungsfilme, aber auch politische Propaganda, in die auch steirische Filmgrößen wie Jenny Jugo, Lizzi Waldmüller und Trude Marlen eingebunden waren. Hingewiesen wird in der Ausstellung besonders auf „Thaliwood“, die Filmproduktionsstätte auf dem Gelände des Flughafens bei Graz, wo bis 1953 insgesamt 17 größere Spielfilme gedreht wurden. Diesem „Thaliwood“ ist heuer auch bei der Diagonale ein Special gewidmet – mehr dazu in Diagonale: Specials zu „Rausch“ und „Thaliwood“ (16.2.2022).

Hollywood und Kassenschlager

Ab den 70er- und 80er-Jahren entstand ein künstlerisch ambitionierter Film, der von jungen Autorinnen und Autoren getragen wurde – verwiesen wird dabei auf das Schaffen von Alfred Ninaus, Karin Brandauer, Willi Hengstler oder Elfi Mikesch.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 10.3.2022

Filmplakate zeigen außerdem Arnold Schwarzenegger als steirisches Aushängeschild in Hollywood, und auch die Kassenschlager ab dem Jahr 2000 finden sich wieder, so beispielsweise Michael Glawoggers „Nacktschnecken“ oder Michael Ostrowskis „Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott“. Nicht zuletzt darf in der Schau die Kinowerbung nicht fehlen – diese gab es schon in der frühen Kinozeit, damals noch in Form von Dias, die zwischendurch einfach eingeblendet wurden.