Raithaus in Vordernberg
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Die Wurzeln der Montanuni

Vor 200 Jahren ist Erzherzog Johann Radmeister von Vordernberg geworden. Dieses Jubiläum feiert die kleine Marktgemeinde am Fuße des Präbichl heuer, und dabei soll das historische Raithaus in den Vordergrund gestellt werden.

Es war auch der steirische Prinz, der Vordernberg zur Wiege der heutigen Montanuniversität Leoben gemacht hat – mit dem sogenannten Raithaus. Dem Verein „Freunde des Radwerks IV“ ist es zu verdanken, dass dieses historische Juwel nicht dem Verfall überlassen wurde, sondern mittlerweile als „steirisches Wahrzeichen“ ausgezeichnet wurde.

Eingangstür des Raithauses
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Raithaus zeigt industrielle Vergangenheit

„Glück auf – Vordernberg“: Schon der Ortseingang weist auf die jahrhundertelange Bedeutung der heutigen Marktgemeinde als einstiges Zentrum der Roheisenerzeugung hin. Neben zahlreichen Relikten zeugt das Raithaus von der industriellen Vergangenheit und der damit verbundenen Bergbau-Lehre.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 28.3.2022

„1828 hat Erzherzog Johann, der auch Radmeister in Vordernberg war, beim Joanneum gebeten, dass man eine Hüttenschule errichtet. Und die wurde dann im Jahr 1840 hier als erste Berg- und Hüttenschule errichtet. Neun Jahre war hier die Montanlehranstalt, die der Vorgänger der heutigen Montan-Universität ist, hier in Vordernberg“, erzählt Alois Kübeck-Montenuovo vom Verein „Freunde des Radwerks IV“.

Studierende erlernten Maße im Bergbau

Neben dem „Raithaus“ – „raiten“ bedeutet „rechnen“ – gab es auch den Markscheide-Pavillon, wo die Studenten zum Markscheider, also zum Vermesser im Bergbau, ausgebildet wurden, schildert Kübeck-Montenuovo: „Das Grubenmaß waren Mark und Markscheider. Deswegen war es so wichtig, dass das die Studierenden hier lernen, weil das die einzige Vermessung der Gruben war. Man muss ja bedenken, dass bis Mitte des 19. Jahrhunderts der Erzberg unter Tage abgebaut wurde und nicht über Tage, und diese Vermessungen mussten dann durchgeführt werden, damit man eben sich nicht gegenseitig abgräbt oder Unglücke passieren.“

Pavillion neben dem Raithaus
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Der Pavillion neben dem Raithaus

Erhalten und denkmalgerecht restauriert werden diese geschichtsträchtigen Gebäude vom Verein „Freunde des Radwerks IV“. Einst im Besitz der voestalpine, wechselte das Raithaus dreimal die Besitzer, bevor der Verein 2015 das Gebäudeensemble, das zu verwahrlosen drohte, erwarb und seither mit Eigenmitteln, Spenden und Förderungen des Landes revitalisiert.

Wurzeln nicht vergessen!

„Der ganze Verein oder der Vorstand besteht vor allem aus Idealisten, und die machen das alle mit Begeisterung und mit Elan. Die Nachnutzung dieses Gebäudes wissen wir noch nicht genau. Im Moment versuchen wir hier, die Archive zu sammeln und zusammenzubringen.“

alte Vermessungsgeräte im Raithaus
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Alte Vermessungsgeräte aus dem 19. Jahrhundert

Man habe den Wunsch, technische Kultur der Nachwelt zu erhalten, damit die Menschen auch sehen, woher sie stammen, so Kübeck-Montenuovo: „Das sind schon ein bissl die Wurzeln, die wir haben, dass wir die nicht vergessen.“