Elizabeth T. Spira
Falter Verlag
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Portrait einer Geschichtensammlerin

Es ist schon der 26. Sommer mit „Liebesg’schichten und Heiratssachen“. Deren Erfinderin ist die 2019 verstorbene Elizabeth T. Spira. Die Journalisten Stefanie Panzenböck schrieb nun eine Biografie über die vielseitige Unvergessene.

„Ich bin eine Geschichtensammlerin“, sagte Elizabeth T. Spira über sich, und das galt nicht für die „Liebesg’schichten“ – und so nimmt die Rolle Spiras als „Kupplerin der Nation“ in der Biografie von Stefanie Panzenböck auch nur einen kleinen Part ein.

Weit mehr als die „Kupplerin der Nation“

Spiras Lebensgeschichte hat viel mehr zu bieten: Sie stammte aus einer jüdischen Familie, deren Mitglieder zudem überzeugte Kommunisten waren. Geboren wurde sie 1942 in Glasgow – ihre Eltern waren vor den Nazis geflohen. 1946 kehrte die Familie nach Österreich zurück.

„Die Spira“ – Cover
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Diese Familiengeschichte war es auch, die Spira in ihrem Schaffen antrieb, schreibt Panzenböck und zitiert ein Interview, in dem Spira beklagte, dass kaum ein Journalist ihre Fernsehgeschichten mit ihrer Biografie in Verbindung setze. Daher geht Panzenböck weit zurück in die Familiengeschichte bis zur Ururgroßmutter Spiras, die in Brünn lebte.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 3.7.2022

„Ich bin eine Wehrjüdin“

Der Vater Leopold Spira war bereits in seiner Jugend überzeugter Kommunist, er hatte im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft, bevor er nach Großbritannien gekommen war. Die Partei überzeugte ihn dann auch, nach Wien zurückzukehren, doch sehr schnell haben sogar die Kinder gespürt, dass das Land sie nicht haben will – Spira hat daher auch von sich gesagt: „Ich bin eine Wehrjüdin.“ Doch wann immer sie im Ausland war, um dem Antisemitismus in Österreich zu entgehen, hat sie ihr Heimweh doch wieder nach Hause gebracht.

„Boshaftes Luder mit dem Herz am rechten Fleck“

In dem Buch kommen auch Freunde, Freundinnen und Weggefährten zu Wort . Barbara Coudenhove-Kalergie, die viele Jahre mit ihr befreundet war, sagt zum Beispiel: „Die Toni ist ein boshaftes Luder, das das Herz am rechten Platz hat“.

Bezeichnend ist da auch diese Anekdote: Elizabeth T. Spira besuchte Franz Kössler, den damaligen ORF-Korrespondenten, in Moskau und war natürlich auch am Roten Platz, an dem Rauchen streng verboten war. Über dieses Rauchverbot setzte sie sich lachend hinweg und erklärte dem Milizionär, der den Platz bewachte und sie wiederholt auf das Rauchverbot aufmerksam machte: „Ich rauche, wann ich will“. Der Soldat gab schließlich auf und ging weiter.