Jenseits der Mur Cover
emons: Verlag
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Jenseits der Mur wird gemordet

Auch in der sogenannten „guten alten Zeit“ ist gemordet worden. Die junge steirische Autorin Gudrun Wieser geht in ihrem ersten Krimi „Jenseits der Mur“ in das Jahr 1882 zurück: In einem Mädchenpensionat in der Nähe von Graz geht ein Mörder um.

In ihrem Hauptberuf ist Gudrun Wieser Lehrerin an einem Grazer Gymnasium, Geschichten geschrieben hat die Mittdreißigerin aber schon immer gerne, und irgendwann sollte es nicht mehr nur für die Schublade sein – und so entstand dieser Krimi-Erstling.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 18.9.2022

Ein Mädchenpensionat für „hohe Töchter“

Gudrun Wieser geht dafür in das 19. Jahrhundert zurück, konkret in das Jahr 1882. Schauplatz des mörderischen Geschehens ist ein fiktives Mädchenpensionat, erzählt die Autorin: „Ich habe mir da einen fiktiven Ort überlegt, das ist der Annaberg, der irgendwo in der Nähe von Gratwein ist. Da gibt es eben dieses Pensionat für mehr oder weniger hohe Töchter, und hier passieren Dinge, die nicht passieren sollten. Es ermitteln ein Gendarm und eine Lehrerin, die als Frau einen ganz anderen Einblick hat in die Geschehnisse in diesem Mädchenpensionat. Männer haben da ja eher weniger Zutritt, außer sie sind zufällig die Väter der Fräulein oder zufällig der Gärtner, der Hausdiener oder der Pfarrer.“

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Gudrun Wieser recherchierte viel über die gesellschaftliche Situation dieser Zeit – sie interessierte sich vor allem
auch, wie sich Schule entwickelte: „Spannend ist ja dieses Lehrerinnen-Zölibat, das ja wirklich lange gegolten hat. Man hat von einer Lehrerin einfach erwartet, wenn sie arbeitet und im Dienst steht, hat sie keinen Mann, da gehört das einfach dazu zu ihrem Leben. So ist das eine Klausur von unverheirateten Frauen, die Schülerinnen sollen eines Tages heiraten, aber für die Lehrerinnen ist das tabu, solange sie Lehrerin sein wollen.“

Keine Protagonisten in Jeans und Hemd

Auch sonst taucht dieser Krimi sehr detailgetreu ins späte 19.Jahrhundert ein – eine Zeit, von der die Autorin fasziniert ist: „Ich wollte keine Protagonisten, die in Jeans und Hemd ihre Fälle lösen, ich wollte Leute, die gut aussehen. Ich finde diese historischen Uniformen spannend, auch die historische Frauenmode, die langen Röcke, das Korsett, das übrigens gar nicht so unbequem war, wie man es klischeehaft vermutet. Auch die gesellschaftlichen Komponenten faszinieren mich, wie sehr man eingebunden war in die Dinge, die einfach so zu sein haben. Da wird nicht lange diskutiert, ob man heiratet oder nicht heiratet, das war – wenn man der entsprechenden Gesellschaft angehört hat – im Grunde klar vorgegeben.“

Sogar mit der Sprache versuchte Gudrun Wieser, diese Zeit greifbarer zu machen: „Ich liebe die Sprache, ich finde diese Vokabeln sehr schön, die wir heute leider viel zu selten verwenden. Da gibt es so tolle Worte, die die Sprache einfach bereichern. Ich finde, als Lehrerin sollte man sich regelmäßig echauffieren, das klingt wesentlich besser, als wenn man sich nur aufregt.“