„Ich darf alles“-Cover
Hubert Neuper
Hubert Neuper
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Hubert Neuper „darf alles“

Man kennt ihn als erfolgreichen Skispringer, als Organisator und als „Dancing Star“: Dass Hubert Neuper auch sehr dunkle Zeiten erlebt hat, wissen nur wenige – genau darüber schrieb er nun ein Buch.

„Ich darf alles“ ist der Titel des Buches, und Hubert Neuper versteht das als Appell, mehr aufs Bauchgefühl und weniger auf den Verstand zu hören.

Verstand bremst Bauchgefühl aus

„Selbst dann, wenn der Verstand Argumente bringt, es nicht zu tun – das tut er nämlich immer. Man hat ein Bauchgefühl, eine Intuition, etwas zu tun und in der Sekunde, ohne dass wir Einfluss nehmen, meldet sich der Verstand und zeigt Möglichkeiten auf, was passieren kann oder warum man das nicht machen soll oder worauf man aufpassen soll. Und je mehr du Rationalität in die Überlegung hineinbringst, desto mehr kommt man drauf, dass man es nicht machen soll, und und du handelst zuwider deiner Intuition.“

Erstes Buch war nur „Verdrängen“

Nicht auf den Bauch zu hören, kann fatale Folgen haben, wie Hubert Neuper selbst schmerzhaft erfahren hat: Schon 2003 hatte er ein Burn-Out und nahm sich eine Auszeit in den USA. Danach schrieb er ein erstes Buch über diese Erfahrungen und war davon überzeugt, dass er das Leben verstanden und das für ihn schädliche Verhalten hinter sich gelassen hätte.

Buchcover
Hubert Neuper

Aber – so sagt er heute – er hat die Ursachen nur verdrängt, und 15 Jahre später war er in einer ähnlichen Situation – nachdem er als Organisator des Skifliegens am Kulm zurückgetreten war: „Und wieder habe ich im gleichen Maße reagiert wie früher. Ich bin einfach abgehaut, und dann wollte ich auch nix mehr wissen von den Menschen, von der Veranstaltung. Ich bin während der Veranstaltung zum Golfspielen geflogen, herrliche Sache, das tue ich gerne…“ – und obwohl in einer traumhaften Umgebung bei einer seiner Lieblingstätigkeiten haben ihn Zorn, Hass und Frustration nicht losgelassen. „Das war der Punkt, wo ich gesagt habe, ich muss da hinschauen und zwar in einer anderen Art, als in Nashville, und das habe ich dann auch gemacht.“

Sendungshinweis:

„Guten Morgen, Steiermark“, 16.10.2022

Schreiben als Therapie

Dreieinhalb Jahre war das Schreiben auch Therapie, um zu erkennen, dass er durch sein eigenes Denken extrem unangenehme Lebensumstände erschaffen hat, die oft nicht mehr auszuhalten waren: „Du musst hinschauen, den Müll, den du in dir hast, musst du rauslassen. Und den lässt man nicht raus, wenn man nur drüber redet, denn das Ego will nur die guten Seiten zeigen. Von dem, was da innen drinnen ist, soll keiner etwas wissen, die kaschieren wir und spielen nach außen hin eine Rolle. Das ist aber à la longue sehr mühsam.“

So schreibt Hubert Neuper, dass er sein Leben lang auf Erfolg gepolt und von sehr negativen Glaubenssätzen geprägt war. Diese Rollenspiele, um zu entsprechen, hätten keine Zeit und keinen Raum für sein eigentliches Leben gelassen. Heute gehe es ihm sehr gut, sagt Hubert Neuper: „Ich finde, mein Leben ist großartig geworden – ich hab zwar immer ein großartiges Leben gehabt, aber es war beeinflusst, dass ich viele Dinge nur für einen kurzen Moment oder kurze Zeit wahrgenommen habe, ehe ich mich dem gewidmet habe, was ich noch alles tun kann, um drinnen zu sein, um zu zeigen, dass ich der Beste bin.“