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Kultur

Menschenfeind in der Hüpfburg

Mit seiner Komödie „Der Menschenfeind“ hat der französische Dramatiker Molière 1666 eine scharfe Satire auf den Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. verfasst – das Schauspielhaus Graz zeigt nun eine zeitlose, aktuelle Fassung.

Es ist eine Gesellschaft vergnügungs-süchtiger Selbstdarsteller, die sich im Grazer Schauspielhaus auf einer riesigen Hüpfburg inszeniert – ihnen gegenüber Alceste, der „Menschenfeind“, der sich den verlogenen Mitmenschen entgegenstellt.

Eine ambivalente Figur, die ihre Ideale durchsetzen will, erläutert Mathias Lodd seine Rolle Alceste: „Natürlich geht es bei Alceste um seine Wahrheit, nicht um die objektive, die gibt es, finde ich, auch gar nicht, und auf die setzt er alles, um zu erreichen, was er will.“

Gegensätze ziehen sich an

Konkret will Alceste das Herz von Celimene gewinnen – einer Intrigantin. Sie ist eigentlich das Gegenteil von Alcestes Ideal, sagt Henriette Blumenau über ihre Rolle: „Dass sie mit dem Gegenüber die ganze Zeit spielt – das Spiel auch als Lebensnotwendigkeit, um sich auch von einem Außen abzugrenzen.“

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Sinnbild für die Abgrenzung ist die Hüpfburg – Symbol für das Leben in der eigenen Blase. Hier sei das Stück am Puls unserer Zeit, sagt Regisseur Markus Bothe: „Dass wir einen kleinen Gesellschaftsteil haben, der sich absurden Regeln unterwirft und sich vor dem Rest der Welt abkapselt.“

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 14.10.2022

„Wieder aufeinander zugehen“

Doch wie lange dauert es, bis die Blase platzt? „Die ist so weich, so schützend, und man kann sich darauf austollen, und die gleichzeitig so eine Instabilität birgt", sagt Blumenau. Das, was vorher vielleicht einmal Gesellschaft war, zerfällt in immer kleinere Teile, und die wollen ja nicht behelligt werden von einander, anstatt zu sagen: Wir müssen wieder aufeinander zugehen“, erklärt der Regisseur.

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Molieres „Der Menschenfeind“ am Grazer Schauspielhaus hält uns den Spiegel vor – und das durchaus mit Humor.