Synagoge mit Schule am Grieskai um 1900
Stadtarchiv Graz
Stadtarchiv Graz
Kultur

Die Vielfalt des jüdischen Lebens in Graz

Das „Jüdische Leben in Graz“ steht im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung im Graz Museum: Beleuchtet wird die jüdische Kultur und Geschichte in der Landeshauptstadt vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

Als „eine der wichtigsten und wunderbarsten“ Ausstellungen bezeichnet Museumsdirektor Otto Hochreiter das „Jüdische Leben in Graz“: Die umfassende Darstellung des Themas sei „ein Meilenstein des Museums“.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 26.10.2022

„Judentum zum Angreifen“

Insbesondere Grazer Schulklassen ab der siebenten Schulstufe möchte man das jüdische Leben in Graz näherbringen. In der Ausstellung sei deshalb das „lebendige Judentum zum Angreifen“ ein zentraler Gedanke der Vermittlung, so Hochreiter. „Die jüdische Geschichte ist keine Leidensgeschichte“, erklärt der Leiter des Centrums für Jüdische Studien der Uni Graz, Gerald Lamprecht – es gehe vielmehr darum, die gegenwärtige jüdische Vielfalt hervorzuheben.

Fassade des umgebauten Kaufhauses Kastner & Öhler in Graz, Ansichtskarte 1905, Sammlung Daisy Bene
Graz Museum
Fassade des umgebauten Kaufhauses Kastner & Öhler in Graz, Ansichtskarte 1905

Fünf Räume voller Geschichte und Gegenwart

In insgesamt fünf Räumen können Besucherinnen und Besucher sich einerseits über das jüdische Leben der Vergangenheit und Gegenwart informieren, andererseits aber auch in einen Dialog treten, wie Kuratorin Martina Zerovnik erklärt: Für den dialogischen Aspekt wurde ein Raum geschaffen, der insbesondere Kinder und Jugendliche spielerisch mit Hands-on-Objekten dazu animiert, sich mit der jüdischen Kultur auseinanderzusetzen.

Brand der Zeremonienhalle am jüdischen Friedhof, NS-Pogrome 10.11.1938
Universalmuseum Joanneum Graz
Brennende Zeremonienhalle am jüdischen Friedhof am 10.11.1938

Der Dreidel gibt die Antwort

Ein weiteres zentrales Element der Ausstellung sei es, Fragen zu stellen, so Zerovnik. Fragen wie „Wie jüdisch ist Graz? Wie bleibt die Kippa auf dem Kopf? Welche Bedeutung hat der Davidsstern?“ sind an den Wänden zu lesen, auf die man mit einem sogenannten jüdischen Dreidel, einem Kreisel mit vier Seiten, Antworten erhält.

Verfolgung und Miteinander gegenüber gestellt

Bei den übrigen vier „Epochenräumen“ wurde auf eine chronologische Anordnung verzichtet – stattdessen geben die Räume auf der rechten Seite Einblicke in die autoritäre Herrschaft des Mittelalters und des Nationalsozialismus, der Vertreibung und Verfolgung. Auf der linken Seite stehen das demokratische Miteinander und die Vielfalt im Vordergrund – Jüdinnen und Juden kommen mittels Videoaufzeichnungen zu Wort.

Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Kultusgemeinde Graz und dem Centrum für Jüdische Studien umgesetzt und ist bis 27. August 2023 im Graz Museum zu sehen.