Kultur

Eine überspitzte Komödie über eine Komödie

Mit seinem Anti-Stück „Die kahle Sängerin“ hat der Dramatiker Eugene Ionesco 1950 den Klassiker des absurden Theaters verfasst: Das Schauspielhaus Graz zeigt nun die überspitzte Komödie über eine Komödie.

„Die kahle Sängerin“ wirft alle Regeln des Theaters über Bord: Es gibt keine echte Handlung, die Dialoge sind sinnlos – ein komisches Aneinandervorbeireden, das die Tragödie hinter der Komödie hervorblitzen lässt.

Zum Scheitern verurteilt, „weil wir wir sind“

„Es ist die Tragödie der Kommunikation, des menschlichen Umgangs miteinander, oder die Tragödie der Konvention, die zum Scheitern verurteilt ist, weil wir wir sind“, sagt Regisseurin Anita Vulesica.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 18.11.2022

„Die kahle Sängerin“ war Eugene Ionescos Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg – seine Sprachkritik scheint vor dem Hintergrund der heutigen Krisen aber brandaktuell, so Vulesica: „In dieser Zeit, wo ich nicht mehr hinterher komme und niedergedrückt werde von einem Einschlag nach dem anderen, kann ich nur spüren, wie absurd das Ganze ist.“

„Die kahle Sängerin“
Schauspielhaus Graz/Lex Karelly

Und die Dramaturgin Karla Mäder ergänzt: „Wir lachen letzten Endes über uns selbst und die Vergeblichkeit unseres Tuns, aber das beinhaltet auch ein Stück weit Trost, und deswegen sind komödianische Stoffe im Moment sehr wertvoll.“

Plädoyer für Empathie und das Verbindende

„Die kahle Sängerin“ ist ein höchst anspruchsvolles Stück, für das Anita Vulesica einen Rhythmus gefunden hat: Ein Fest für das hervorragende Ensemble – ein Plädoyer für die Empathie und das Verbindende im Theater.