Es ist ein Blickfang und überrascht zwischen hohen, modernen Gebäuden – das Gasthaus Wildmoser im Grazer Lendviertel. Ein typisches Grazer Vorstadthaus aus dem 18. Jahrhundert, das ein Grazer Architektenbüro nicht nur vor dem Verfall retten, sondern vielmehr inmitten von Industriegebäuden zum Zentrum auf einem neuen Platz machen sollte.
Sendungshinweis
„Steiermark heute“, 13.2.2023
Substanz erhalten, neu gestalten
Architekt Klaus Jeschek erzählte: „Das Wildmoser steht dort, wo sich Industrie und Wohnen treffen. Es war von Anfang an unser Wunsch, dass es ein Gasthaus wird.“ Rasch war auch ein Gastronom gefunden, der sich für die Idee der Architekten begeistern sollte – Tomaz Moschitz: „Dann war ich mit ein paar Leuten da und hab mir diese Ruine angeschaut. Es hatte so viel Charme. In dieser Umgebung, zwischen all den modernen Blöcken. Es war wie eine Insel. Und dieses Vorstadt-Gasthaus/Wirtshaus/Beisl war sofort in meinem Kopf.“
Von der Vorbesitzerin blieb der Name Wildmoser, doch sonst ist wenig beim Alten. So wurde etwa der einstige Vorraum geöffnet, um den Blick auf den Platz zu ermöglichen. Viele Diskussionen sollte es um die Stiege geben, die am Ende des Tages jedoch dort bleiben sollte, wo sie immer schon war.
Gottfried Prasenc, Architekt: „Für uns war immer klar, dass da zentral die Bar und die Schauküche sein wird. Und aus diesem Zentrum heraus wollten wir auch den Sichtkontakt zum Platz haben.“ Der Wirt betonte, dass man authentisch bleiben wollte: „Wir haben versucht, alte Materialien, die früher in solchen Vorstadtbeisln zu finden waren, einzubauen – von Lärchenvertäfelungen, Terrazzoboden, Eichenfischgrätböden und Resopalplattentische. Das war schon für mich ganz wichtig, dass man nicht etwas komplett Fremdes hier reinbaut.“
Aufwendige Restaurierung auch im Keller
Auch der Keller ist ein Juwel, dessen erhaltenswerte Struktur aufwendig und behutsam restauriert wurde, schilderte Architekt Jeschek: „Der war viel niederer. Deshalb mussten wir ihn händisch tiefer legen.“ Viel harte Arbeit, Geduld und Geld haben alle Beteiligten investiert – und es habe sich ausgezahlt, sagte Pächter Moschitz: „Dazwischen habe ich es ein paar Mal bereut und habe mich gefragt, warum ich mir das antue. Aber inzwischen haben wir seit eineinhalb Jahren offen, und ich bin noch immer sehr verliebt in das Ganze.“