Szene aus Der Zauberberg
THEO/Mike Traussnigg
THEO/Mike Traussnigg
Kultur

Eine Gesellschaft nahe dem Abgrund

Schauspieler und Regisseur Holger Schober bringt Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ auf die Bühne: Die satirisch erzählte Geschichte einer todessehnsüchtigen Gesellschaft ist derzeit im THEO in Oberzeiring zu sehen.

1924 beschrieb Thomas Mann in seinem Monumental-Roman „Der Zauberberg“ die entrückte Welt in einem Alpen-Sanatorium. Eine todessehnsüchtige Gesellschaft schlägt sich in den Bergen die Zeit tot. Auch Hans Castorp verschlägt es auf den Zauberberg – was aber als dreiwöchiger Besuch geplant war, werden schließlich sieben Jahre in der morbiden Welt des Sanatoriums.

Sendungshinweis

„Der Tag in der Steiermark“, 16.2.2023

Vor rund hundert Jahren verfasste Thomas Mann den Roman als Satire – und mit viel Humor seziert Schober das Werk. Er lässt viel philosophischen Speck weg und legt die Handlung im Kern frei: „Von diesen 1.000 Seiten sind glaube ich 900 auf der Terrasse liegen, atmen, gesund werden und gescheit über die Welt reden. Auf der Bühne ist irgendwo liegen und gescheit reden sehr uninteressant.“

Szene aus Der Zauberberg
THEO/Mike Traussnigg

Also legt Schober den Fokus auf die Handlung und auf das Jetzt. Hans – gespielt von Christian Krall – verliebt sich in Madame Chauchat (gespielt von Julia Faßhuber), die ebenfalls Patientin ist. Er verliert sich in seinen Träumen und verliert damit auch die Welt aus den Augen.

Veranstaltungstipp

„Der Zauberberg“ – noch bis Mitte März im THEO in Oberzeiring.

Gespielt wird auf einer Art Schachbrett mit schwarz-weißen Karos; auf dieser Terrasse stehen vier Liegestühle, im Hintergrund das Prospekt einer Berglandschaft. Der Blick vom Sanatorium ins Tal sei sinnbildlich, so Schober: „Was auch immer sie wollen: Liebe, Erfolg, es spiegelt sich über dem Zauberberg – wo alle Figuren den Gipfel ihres Wunsches erklimmen wollen und eigentlich mehr am Abstürzen sind.“

Holger Schober zeigt Castorps Entwicklung als inneren Kampf, als Tanz am Abgrund mit Blick ins Heute: „Es ist sicher auch ein Bild für unsere Gesellschaft, wo man keine anderen Probleme hat, als sich mit der eigenen Depression und Todessehnsucht zu beschäftigen.“