Alles darf wachsen: Die Pflanzen im Bauerngarten werden vom Team rund um die pensionierte Ärztin und Permakultur-Pionierin Marlies Ortner gehegt und gepflegt – und es werden in Handarbeit wertvolle Samen gewonnen von beispielsweise Silberling, Tirolerhut und Jungfer im Grünen. „Die Schlüsselblumen zum Beispiel sind wahre Kulturschätze, die auch für Bienen und Schmetterlinge Nahrung anbieten und daher voll in den ökologischen Kreislauf eingebunden sind“, so Bio-Gärtnerin Marlies Ortner.
Kulturerbe im Topf
Viele Kulturpflanzen werden gezogen und gehegt, die auch auf der Liste des immateriellen Kulturerbes stehen; viele haben sich auch weiterentwickelt – wie etwa der Kürbis, so Ortner: „So ist aus der ursprünglich bitteren Kürbisfrucht heute eine wohlschmeckende, mit Vitaminen und Mineralstoffen versehene Frucht geworden. Schon die Indianer haben begonnen und als dann nach Kolumbus der Kürbis nach Europa gekommen ist, haben hier in Europa viele Menschen weitergezüchtet.“
Sammeln, säen, weitergeben
Seit 25 Jahren wird im Therapiegarten bzw. im „Garten der Vielfalt“ altes Saatgut gewonnen – der Unterschied zu modernen Produkten: Oft werden Samen gentechnisch verändert und können im darauffolgenden Jahr nicht keimen.
Sendungshinweis
„Steiermark heute“, 23.4.2023
Ortner will gar nicht in Konkurrenz treten mit internationalen Saatgutriesen: „Ich würde es nicht so sehen, dass es eine Konkurrenz ist. Wir sind eine kleine Initiative, wir haben sehr früh begonnen im Rahmen von Arche Noah Saatgut zu sammeln, weiterzugeben, auszusäen und damit alte Sorten zu erhalten.“
Dieser Schatz wird auch vom Verein Arche Noah in Linz in einer Genbank gehortet: Mehr als 5.000 Samenmuster dienen als Nahrungs-Back-up. Eine Auswahl an alten Getreidesorten, Bohnen oder Kräutern liegt auch im eisigen Samentresor in Spitzbergen.
Appell an private Gartenbesitzer
Alte, fast vergessene Samen und Pflanzen können aber auch nur dann erhalten werden, wenn diese in Hausgärten wachsen können und jeder sich dieses immaterielle Kulturerbe auch schmecken lässt. „Denn draußen in der Landschaft ist nicht immer genug Platz mehr für die Wildpflanzen, weil die Landschaft heiß umstritten ist. Aber in unseren privaten Gärten haben wir Freiraum und können wir versuchen, auch die eine oder andere Wildblume zu erhalten“, so Ortner.