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Mensch und Mais: Eine uralte Liebe

Mais ist weltweit die wichtigste Getreideart. Der Ursprung der Maispflanze ist Mittelamerika. Genau dorthin nimmt die ehemalige ORF-Journalistin Nora Aschacher interessierte Leserinnen und Leser am Beginn ihres Buches „Mensch & Mais, Kulturgeschichte einer jahrtausendealten Liebe“ mit.

Wo genau in Mexiko das allererste Zusammentreffen zwischen Mensch und Mais stattfand, wissen wir nur in Ansätzen. Auch den präzisen Zeitpunkt – er mag 10.000 Jahre oder länger zurückliegen – kennen wir noch nicht.

Der Mensch, vermutlich eine Frau, stand damals vermutliche vor einer buschigen Pflanze mit zarten, kleinen Ähren und wenigen Körnern. Dieses Wildgras sollte später in der Nahuatl-Sprache der Azteken „Korn der Götter“ genannt werden und als wilder Urahn unserer heutigen Maissorte gelten.

Aus einem Wildgras wurde ein Welternährer

Es ist wahrscheinlich eine der größten züchterischen Leistungen der Menschheit, dass aus einem unscheinbaren Wildgras der Welternährer Mais geworden ist – oder wie es der mexikanische Literaturnobelpreisträger Octavio Paz sagte: „Die Entdeckung des Maises durch die Mexikaner ist nur vergleichbar mit der Entdeckung des Feuers für den Menschen.“

Buchtipp
ORF/Anton pustet

Den Mayas ist es zu verdanken, dass sich der Mais über die Jahrhunderte hinweg in ganz Mittelamerika und weiter auf den südamerikanischen Kontinent ausgebreitet hat. In seiner Ursprungsheimat war der Mais aber immer mehr als nur Nahrungsmittel – Mais war heilig. Er war eine wichtige Opfergabe bei religiösen Ritualen und wurde gleich mehreren Gottheiten zugeordnet.

Der Mais kam als Geschenk nach Europa

Zu uns ist der Mais durch Christoph Kolumbus gekommen. Er hat von den Ureinwohnern der karibischen Inseln jene hochwachsende Pflanze geschenkt bekommen, die Kolumbus zuerst für Hirse gehalten hatte. Auf den karibischen Inseln wurde sie allerdings Mahis genannt. Die Pflanze spielte eine fundamentale Rolle für die Ernährung der Menschen dort. Kolumbus hat das erkannt und daher Maispflanzen nach Spanien mitgenommen. Von Sevilla aus hat das wertvolle Getreide nach und nach Europa erobert. Die Portugiesen haben es dann auch in ihre asiatischen Kolonien und afrikanischen Stützpunkte gebracht.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 3.9.2023

Der Mais und seine Schattenseiten

Aschacher bleibt in ihrem Buch aber nicht bei Geschichtlichem hängen. Sie behandelt auch die Schattenseiten des mittlerweile industrialisierten Maisanbaus: Die Verdichtung der Böden, die Grundwasserbelastung, die Überdüngung und den ausufernden Insektizid-Verbrauch – Stichwort Neonicotinoide –, aber auch die Verwendung von Mais als Treibstoff für Autos bzw. als Spekulationsobjekt an den Börsen. Die Autorin räumt in ihrem Buch aber auch dem Thema Züchtungen einigen Raum ein. Damit sind nicht nur die übel beleumundeten, weil oft gentechnisch erzeugten, Hybridsorten gemeint. Die sind zwar ertragreich, aber nicht samenfest und bringen daher die Bauern in ein Abhängigkeitsverhältnis von den Agrarkonzernen. Aschacher schreibt auch über den weißen Gailtaler Landmais oder den regenbogenbunten Glasperlen-Mais aus Oklahoma – alles immer ergänzt mit Fotos.

Ebenso gibt es im Buch eine umfangreiche Rezeptsammlung mit Maisgerichten aus der ganzen Welt. „Mensch & Mais, Kulturgeschichte einer jahrtausendealten Liebe“ von Nora Schacher ist im Verlag Anton Pustet erschienen.