„Schaulust“
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Kultur

„Schaulust!“: Pornografie im Alltag

Mit einem populären, aber oft verschwiegenen Thema beschäftigt sich das Grazer Volkskundemuseum in seiner aktuellen Ausstellung: „Schaulust! Pornografie und Alltag“ widmet sich dem Thema unter anderem aus kulturanthropologischer Sicht.

Die Schau ist in verschiedene Themenbereiche gegliedert und möchte „aktuelle wissenschaftliche Diskurse zur Pornografie einem breiteren Publikum zugänglich machen“, so Kurator Peter Hörz.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 6.12.2023

Die „Schaulust“ war schon im 16. Jahrhundert groß, als man Darstellungen des heiligen Sebastian, durchbohrt von zahlreichen Pfeilen und dennoch verzücktem Blick, genoss. Mit diesem frühesten Beispiel beginnt die Ausstellung, die laut Hörz „im ersten Lockdown entstanden ist“. Es geht um die Sichtbarmachung von etwas, das allgegenwärtig ist: Pornografiekonsum wird als Teil des Alltags vieler Menschen verstanden, hat aber andererseits als Inszenierung mit sexueller Realität wenig zu tun.

„Schaulust!“: Pornografie im Alltag

Mit einem populären, aber oft verschwiegenen Thema beschäftigt sich das Grazer Volkskundemuseum in seiner aktuellen Ausstellung: „Schaulust! Pornografie und Alltag“ widmet sich dem Thema unter anderem aus kulturanthropologischer Sicht.

Zwischen „PorNO“ und Massenphänomen

Die Ausstellung verweist auf Alice Schwarzers „PorNO“-Debatte in den 80er-Jahren, aber auch auf die Pornoproduzentin Adrineh Simonian, die 2021 für „ethisch produzierte und ästhetisch anspruchsvolle Sexfilme“ Werbung machte. All diese Positionen nebeneinander zu betrachten ist auch Teil des Anspruchs, „das popkulturelle Massenphänomen Pornografie eines näheren Blickes zu würdigen“, meint Hörz.

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Um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, ist die Ausstellung erst für Menschen ab 18 Jahren zugänglich.

Von Pornojägern und Aufklärung

So sind in der Schau neckische Schwarz-Weiß-Fotos von nackten Frauen zu sehen, die heute vermutlich nicht einmal mehr Volksschüler interessieren, zu ihrer Zeit aber mit dem Flair des Skandalösen behaftet waren. Es geht aber auch um „Frauenbilder, Geschlechterrollen und rechtliche Fragen“, erklärt Claudia Unger, Leiterin des Volkskundemuseums. Mehrere Ausgaben des Österreichischen Kontaktmagazins (ÖKM) verweisen auf den erbitterten Streit mit „Pornojäger“ Martin Humer, das Jugendmagazin „Bravo“ mit seinen „Aufklärungslektionen“ darf hier natürlich auch nicht fehlen.

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Die Gegenwart wird mit einer Hinterfragung von „Onlyfans“ und den Darstellerinnen und Darstellern auf dieser Plattform einbezogen. Gezeigt werden – hinter roten Fransenvorhängen wie ehemals in Videotheken – Ausschnitte aus pornografischen Filmen und Medien, die für die verschiedenen Genres der Pornografie stehen. Dabei gehe es aber „nicht einfach darum, eine pornografische Kuriositätenschau zu präsentieren, die den Voyeurismus bedient, sondern um ein Angebot zum Schauen und einen Impuls zum darüber Reden“, betont Hörz.