steirischer herbst 2023
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Kultur

Reise durch vier Ausstellungen

Der steirische herbst steht heuer unter dem Motto „humans and demons“, also „Menschen und Dämonen“. Zentral sind vier große Gruppenausstellungen, die sich über das Grazer Stadtgebiet verteilen und bei denen moralische Grauzonen und Ambivalenzen ausgelotet werden.

Im Grazer Stadtteil Mariagrün ist der steirische herbst in ein ehemaliges Call-Center eingezogen. Lautsprecher empfangen Besucher schon am Vorplatz, im Hauptausstellungsraum rotieren die Lautsprecher in einer Klanginstallation. Der ukrainische Künstler Anton Kats lässt in Erinnerungen, Musik und Krieg eintauchen.

Sendungshinweis

„Der Tag in der Steiermark“, 2.10.2023

Hier ist auch Dr. Jazz zu finden – eine reale Figur aus Graz: Einerseits war Dietrich Schulz-Köhn überzeugter Nationalsozialist und Offizier der Luftwaffe, andererseits ebenso glühender Jazz-Fan und Sammler der von den Nazis verbotenen Jazzmusik. Seinen Nachlass spendete er dem Grazer Institut für Jazzforschung.

Der verrückte Wissenschaftler

Eine weitere ambivalente Figur ist der bulgarische Dissident und Physiker Stefan Marinov – sein Geist ist ins Forum Stadtpark eingezogen. Im Grazer Exil versuchte Marinov vergeblich ein Perpetuum Mobile zu erfinden und beging 1997 Suizid. „Stefan Marinov war trotz seiner Rolle als verrückter Wissenschaftler eine sehr menschliche Figur. Er hatte viele Freunde, das zeigen seine Briefwechsel, und ist ein sehr warmer Mensch gewesen“, beschreibt Kurator David Riff.

Reise durch vier Ausstellungen

Der steirische herbst steht heuer unter dem Motto „humans and demons“, also „Menschen und Dämonen“. Zentral sind vier große Gruppenausstellungen, die sich über das Grazer Stadtgebiet verteilen und bei denen moralische Grauzonen und Ambivalenzen ausgelotet werden.

Das Anti-Kriegs-U-Boot

Am Griesplatz ankert in einem ehemaligen Supermarkt das Submarine Frieda – Frieda ist auch die einzige rein fiktive Figur der vier Ausstellungen. Zu sehen ist sie auf einer Postkarte einer Anti-Kriegs-Kundgebung der Zwischenkriegsjahre. Aus dem Wort „Friede“ auf einem Plakat wurde aus Angst vor dem aufkeimenden Nationalsozialismus kurzerhand Frieda.

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Am vierten und letzten Ausstellungsort, dem Minoritenkloster, steht nun die Kirche der zerstörten Moderne. Zentrale Figur ist die Künstlerin Mira Schendel, deren Spuren zweimal nach Graz geführt haben. Hier geht man der Frage nach, warum sich die Moderne in Graz schwertat. Sehen kann man die herbst-Ausstellungen noch bis 15. Oktober bei freiem Eintritt.