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Die Geschichte einer starken Frau

In der Nacht auf den 10. November jährt sich zum 85. Mal die Reichspogromnacht – der Auftakt für die Judenverfolgung und den Holocaust im damaligen Deutschen Reich. Das Buch „Meine Freundin Anne Frank“ berichtet von dieser Zeit und erzählt die Lebensgeschichte der Jüdin Hannah Pick-Goslar.

Hannah Pick-Goslar ist 93 Jahre alt, als sie gemeinsam mit ihrer Enkelin ihre Lebensgeschichte schreibt. Sie sitzt in ihrem Garten in Jerusalem und erzählt. Vor zwei Wochen – ein knappes Jahr nach ihrem Tod – ist das Buch „Meine Freundin Anne Frank“ bei uns erschienen. Und wenn man dieses Buch in diesen Tagen nach dem Angriff der Hamas auf Israel liest und wir in einer Zeit leben, in der der Antisemitismus wieder deutlich zunimmt, dann erscheint das Buch aktueller denn je.

Flucht nach Amsterdam

Hannah Goslar wird in eine reiche Familie in Berlin geboren, ihr Vater ist ein hochrangiger Beamter im Preußischen Staatsministerium. Doch schon bald, nachdem Adolf Hitler in Deutschland an die Macht kommt und das Leben für Juden zunehmend schwieriger wird, beschließt die Familie nach Amsterdam zu flüchten.

Buchtipp
ORF/Penguin

Dort lernen die Goslars Familie Frank, die in unmittelbarer Nachbarschaft lebt, kennen und Hannah Goslar und die gleichaltrige Anne Frank werden die besten Freundinnen. Eigentlich sollte Amsterdam für die Familie Goslar nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Jerusalem sein, das damals von vielen Juden als neue Heimstätte gesehen wurde.

Keine Einreise ohne Kapital

Allerdings machten schon damals arabisch-jüdische Spannungen die Einwanderung schwer. Vor dem Hintergrund dieser Spannungen haben die Briten, denen damals das sogenannte Mandatsgebiet Palästina unterstand, Juden die Einwanderung zunehmend schwer gemacht: Nur wer beträchtliches Kapital nachweisen konnte, erhielt ein Visum. Kapital, dass der Familie Goslar fehlte.

Und so verbringt Hannah mit ihrer Freundin Anne zunächst eine vergleichsweise unbeschwerte Kindheit in Amsterdam. Doch nach der Reichspogromnacht im deutschen Reich werden auch hier die Zeiten für Juden härter. Mit 15 Jahren, im Juni 1943 werden Hannah, ihre kleine Schwester, ihr Vater und ihre Großeltern von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Dort trifft Hannah noch einmal ihre Freundin Anne Frank. Während Anne im KZ getötet wird, überlebt Hannah den Holocaust und geht 1947 nach Jerusalem, wo sie als Kinderkrankenschwester arbeitet und sich massiv gegen Rassismus und Antisemitismus einsetzt.

Sendungshinweis:

„Guten Morgen Steiermark“, 4.11.2023

Mahnung, nicht wegzuschauen

„Meine Freundin Anne Frank“ erzählt die Geschichte einer starken Frau und ist gerade jetzt unglaublich aktuell und eine Mahnung nicht wegzuschauen. Ein Buch, dass sich absolut zu lesen lohnt, das nachdenklich macht und das ganz wichtig im Kampf gegen das Vergessen und Verharmlosen von Antisemitismus ist. Es ist ein Buch, das neben dem „Tagebuch der Anne Frank“ auch einen Platz in jeder Schulbibliothek bekommen sollte.