Auf der Grundlage von fünf Songs, die Kurt Weill kurz vor seinem verfrühten Tod für ein Werk nach Mark Twains Vorlage skizzierte, und unter Verwendung weiterer nach seiner Emigration in die Vereinigten Staaten entstandener Lieder ist ein neues, im Februar 2023 an der Komischen Oper Berlin uraufgeführtes Musical entstanden, das die berühmte Geschichte in episodenhaften Szenen auf die Bühne bringt.
Für Herz und Fantasie
In einfachen wie eindrücklichen Bildern, die viel Raum für die eigene Fantasie lassen, erzählt Regisseur Tobias Ribitzki dieses berührende Kaleidoskop der Kindheit und des Erwachsenwerdens. Erste Liebe, Schabernack zwischen Freundschaft und Schulbank und ein Kriminalfall – das Familienmusical in zwei Akten ist eine durchwegs sehr gelungene österreichische Erstaufführung.
Von Singschul’ bis Solisten
Die Solisten spielen sich mit viel Schwung, Humor, aber auch ganz feinen Tönen durch das Stück, die Kulissen versetzen in Stimmung, das Grazer Orchester bringt viel Farbe ins Spiel. Die Kinder der Singschul’ der Grazer Oper sind ein nicht wegzudenkender, wichtiger Bestandteil der Inszenierung, die ihre Aufgabe mit viel Charme bewältigen. Man will das Publikum mitreißen und einbinden, beides gelingt.
„Funktioniert für alle Altersstufen“
„Es ist ein Stück, das Kinder auch schauen. Dennoch ist es wichtig, dass es für jede Altersstufe funktioniert, denn ich mag es, wenn es gemeinsam erlebt wird“, so Regisseur Ribitzki. „Das Stück weist sehr über die Kindheit hinaus. Man wird in den Vorstellungen auch merken, dass auf einige Dinge die Kinder mehr reagieren, auf andere die Erwachsene. Das bringt dann alle zusammen. Und wir haben versucht, Räume zu schaffen, damit der eigenen Fantasie Lauf gelassen werden kann.“
Sendungshinweis:
„Steiermark heute“, 6.11.2023
Schwungvolles Theatererlebnis
Arrangiert hat die Musik Kai Tietje. „Was mich an der Musik fasziniert, ist, dass sie sich nicht verbraucht, sie klebt nicht in den Ohren. Man erkennt Kurt Weill immer mit seinen unerwarteten Rhythmen und schrägen Akkorden“, so Tietje. „Dieses Stück hat viele klassische Elemente, aber auch Jazziges und Ragtime, die Tongestaltung kommt aus ganz vielen Ecken des Orchesters. Die Singschul’ ist ein wichtiger Teil, die Kinder werfen sich mit einer wunderbaren Energie rein. Es ist ein Theatererlebnis, klanglich wie räumlich.“