„Macbeth“
Oper Graz/Werner Kmetitsch
Oper Graz/Werner Kmetitsch
Kultur

Oper Graz: „Macbeth“ auch ohne Blut aktuell

Die Oper Graz setzt die Saison mit William Shakespeares düsterster Tragödie fort: „Macbeth“ in der Fassung von Giuseppe Verdi – mit einem Stoff, der vom Aufstieg und Fall eines Despoten erzählt und wohl aktueller nicht sein könnte.

Im dichten Nebel der Schlachtfelder im Norden Schottlands keimt im siegreichen Heerführer Macbeth die Idee zum Mord am König. Angetrieben von der Prophezeiung dreier Hexen wird ein grausamer Tyrann geboren, der auf dem Weg zum Thron ein blutrünstiges Gemetzel anrichtet.

Einmal Blut geleckt, räumt Macbeth einen Konkurrenten nach dem anderen samt Nachkommen aus dem Weg – weissagen ihm doch die Hexen die Herrschaft, und Lady Macbeth nimmt dem Gatten sämtliche Ängste.

„Macbeth“
Oper Graz/Werner Kmetitsch

Sendungshinweis

„Steiermark heute“, 25.11.2023

Wenn die Realität das Theater überholt

So blutrünstig Macbeths Gedanken aber auch sind, auf der Bühne zeugen nur verfaulte Blüten vom Grauen: „Ich kann hundert Liter Theaterblut auf die Bühne schütten, es wird immer Theaterblut bleiben, und angesichts dessen, was heutzutage in der Welt passiert, werde ich nie dem Leid gerecht, was jeder auf dem Handy-Bildschirm hat“, sagt Regisseurin Kateryna Sokolova.

„Macbeth“
Oper Graz/Werner Kmetitsch

Dieser „Macbeth“ setzt auf poetische Bilder, starke Stimmen sowie die Macht der Musik – und er ist auch der Auftakt des neuen Chefdirigenten der Grazer Oper, Vassilis Christopoulos: „Die Rolle der Musik ist es, dem Dichter zu dienen, dem Wort zu dienen, das Drama zu beleuchten, und mir war sehr wichtig, die größtmöglichen Kontraste zu erzeugen. Es muss fast unhörbar sein, bis zu den großen Explosionen.“

„Wir alle können potenziell Macbeth sein“

Die Inszenierung will erzählen, „dass wir alle potenziell Macbeth sein können, wenn wir die falschen Entscheidungen treffen, wenn wir nicht über den Tellerrand schauen, können wir viel schneller abstürzen, als wenn wir über den Tellerrand schauen würden“, so Regisseurin Sokolova.