Zwei Jahre lang hat der an der Universität für Angewandte Kunst in Wien lehrende Steirer an seinen Schriftikonen gearbeitet und stellt damit Fragen nach Zeit und Vergänglichkeit in den Raum. Kurator der Ausstellung, Johannes Rauchenberger, sagt: „So eine ehrliche Form, diese Fragen zu thematisieren, habe ich in meiner Arbeit als Kurator für zeitgenössische Kunst und Religion bislang noch nicht erlebt und deshalb bin ich sehr glücklich, diese Arbeiten hier um die Weihnachtszeit gehabt zu haben.“
„Raus aus der Geschwindigkeit“
Der Künstler selbst sieht in seinen Arbeiten eine Art Ruheraum: „Ich glaube, dass sich in der heutigen Zeit viele Leute danach sehnen, sich eben rausnehmen aus dieser Geschwindigkeit. Es soll irgendwie so auch eine Art Ruheraum sein, ein Raum, wo man für sich mit der Arbeit Zeit hat, also wo man sich rausnimmt aus dieser Geschwindigkeit, in der wir leben.“
Für den Künstler ist es vor allem eine Reduktion auf das Wesentliche, in seiner Arbeit seit Jahren ein wichtiger Aspekt. „Anfänglich waren da kurze Sätze, kleine Sätze und das hat sich dann immer mehr und mehr minimalisiert sozusagen.“
Erinnerungen an das Spätmittelalter
Dokumentiert sind Friedls Bildikonen samt Übersetzung auch in Form eines Büchleins, vergleichbar mit den kostbaren Stundenbüchern, die einst im Spätmittelalter begüterte Kreise zum Innehalten nutzten, so der Kurator: „Das tägliche Beginnen und Beenden des Tages mit einem solchen Buch im Blättern darin war diese Form von Frömmigkeit, die damals gelebt wurde, und die wir kunsthistorisch jetzt als besonders wertvoll erachten, weil da besonders schöne Illustrationen oft drinnen sind.“
Stille Dokumente rund um Zeit und Vergänglichkeit, das sind die 100 Gedichte von Heribert Friedl.
Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Steiermark heute“, ORF 2, 5. Jänner 2024.