Herbert Nichols-Schweiger bleibt bewegt

„Bewegt bleiben“ nennt sich der Auftakt-Band der Steirischen Kulturinitiative über Menschen und deren Engagement um Kunst und Kultur in der Steiermark. Band eins ist dem ehemaligen Kulturjournalisten und Geschäftsführer der steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik Herbert Nichols-Schweiger gewidmet.

„Bewegt bleiben“, initiiert von Edith Risse, versammelt eine Auswahl aus gut 600 Projekten, die der umtriebige Kulturmanager in 50 Jahren auf den Weg gebracht hat: „Das ist schon was Überwältigendes. 300 Seiten, über 600 Fotos. Tatsächlich über die ganze Strecke: 50 Jahre. Eigentlich mehr. Sogar bei 1970. Angefangen in der neuen Zeit und relativ bald dann auch im ORF. Und das ist eine Wucht“, freut sich Herbert Nichols-Schweiger angesichts des Bandes. Bewegt bleiben quer durch Genres und die Steiermark ziehen sich die vielen Projekte stets mit sozial und gesellschaftspolitischem Anspruch. Und Themen wie Armut, Antifaschismus oder Klimaveränderung.

„Nicht irgendwelche politischen Wünsche“

„Aber wir haben den Ehrgeiz gehabt, dass Künstlerinnen und Künstler das bestimmen und nicht irgendwelche politische Wünsche“ – machte sich Nichols damals im Büro des ehemaligen Finanzlandesrat des Christoph Claus Ästhetik schon früh für eine transparentere Kulturförderung stark. Nichols ist zutiefst von der Veränderungskraft durch Kunst und Kultur überzeugt: „Die sind dann auch letztlich die beliebteren Zeiten, wo ernsthaft etwas weitergeht, wo wirklich der Eindruck entsteht, da sind jetzt Menschen, die Anteil an nicht nur ihrem eigenen Fortkommen, sondern an ihrer Umgebung haben.“

Cover
Steirische Kultur Initiative

Wenngleich sein Liebkind der Putotanz war, müsse jede Initiative gesellschaftspolitisch relevant sein: „Der Hauptpunkt ist und bleibt: Wir müssen mit öffentlichem Geld auch öffentliche Wirkung erzeugen.“

Mediale Verbreitung immer wichtiger

Und was macht der Kulturmanager über all die Jahre als größte Veränderung im Kulturbereich fest? „Also, wenn man es ganz nüchtern sagt: Jetzt zählt die mediale Verbreitung und nicht mehr so viel das eigentliche Ereignis, auf das es fußt. Es ist auch finanziell gesehen so, dass man für ein Projekt 1/4, unter Umständen 1/3 für die mediale Verbreitung einsetzt – und den Rest für das Gelingen des Projektes.“

Zudem habe die Steiermark etwas an kultureller Strahlkraft verloren. Als derzeit dringlichste Aufgabe sieht er, die Jungen heran zu lassen: „Die sehen das, was sich derzeit abspielt, glaube ich, aus einer größeren Betroffenheit. Das Wichtigste ist heute, junge Leute zu holen, zu fragen, sie dazu in Gang setzen das aufzugreifen, was ihnen wichtig ist.“

50 Jahre Kulturarbeit

Der Titel „Bewegt bleiben“ ist durchaus als Aufruf an alle zu verstehen: „Es ist überhaupt gar keine Frage, dass eine romantische In-sich-Zurückgezogenheit heutzutage überhaupt keinen Platz hat. Wenn, dann müssen wir aufnehmen, was es an Problemen genauso wie an Möglichkeiten gibt und an denen arbeiten, mit denen in
Bewegung bleiben. Und das Wort ‚bleiben‘ ist wirklich ein Wort, um in dem Zustand der Bewegung zu bleiben und nicht zurückbleiben.“ Der Band ist aber auch eine Zeitreise durch 50 Jahre Kulturarbeit.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Steiermark heute“, ORF 2, 18.2.2024.