Es ist ein Fastentuch der etwas anderen Art, das die Pfarrkirche St. Andrä in Graz einhüllt: eine Installation des baskischen Künstlers Alberto Lomas, der sich mit Klima, Flucht und Migration auseinandersetzt.
Religionen können Grenzen sein
„Ich beschäftige mich seit zehn Jahren intensiv mit Grenzen, weil es eines der konfliktreichsten Themen unserer Gegenwart ist.“ Lomas hat offizielle Menschenrechtstexte der Vereinten Nationen in recyclten Kunststoff gegossen – mit diesen Texten hat er diverse Kreuzarten – vom Andreas-Kreuz bis hin zum griechischen Kreuz – umwickelt. „Wenn Menschen verschiedener Religionen sich nicht gegenseitig akzeptieren, können Religionen auch Grenzen sein. Das symbolisieren die Kreuze“, so der Künstler.
Aus Kunststoff hat Alberto Lomas auch Kronen gefertigt. Die Kronen beinhalten Stichwörter zum Thema der „Remigration“. „Wir stellen die Remigration mit einer Krone dar. Wie eine Dornenkrone, die mit ihren Stacheln am Kopf Schmerzen verursacht.“
Flucht als Kunst-Thema in QL-Galerie
Begleitend dazu zeigt eine Ausstellung in der QL-Galerie in der Grazer Leechgasse weitere Arbeiten des baskischen Künstlers. In den über 20 Sprachen der EU kommen hier Texte der Vereinten Nationen als eine Art Stacheldraht wie Kaskaden vom Himmel. Nach dem Motto „alles fließt“, sagt der Leiter der Galerie Alois Kölbl: „Fließen heißt nicht nur unterwegs sein, sondern kann auch heißen, dass man Flüsse durchwaten muss, und das gehört wohl zu allen dramatischen Fluchtgeschichten dazu.“
Fasten als Einsatz für Gutes
Eine poetische Auseinandersetzung mit Grenzen, Flucht, Migration und Klima, und das zur Fastenzeit, so Kölbl: „Seit dem zweiten Vatikanum heißt es, dass Fasten nicht nur Verzicht auf verschiedenste Nahrungsmittel ist, sondern auch Einsatz für etwas Gutes, sich zu überlegen, was kann ich Gutes für diese Welt im Sinne der biblischen Texte tun.“