„Die verlorene Ehre der Katharina Blum“
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KULTUR

Böll, Blum und Oberzeiring

In Heinrich Bölls Erzählung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ wird eine junge Frau von den Boulevardmedien verfolgt und ihr Ruf zerstört. Dass das Thema angesichts von sozialen Medien aktueller denn je ist, beweist derzeit eine Inszenierung am Theater in Oberzeiring.

Am Anfang steht der Mord an einem Journalisten: Katharina Blum hat ihn erschossen. Nicht wer es war, ist hier die Frage, sondern, wie es dazu kommen konnte.

„Die verlorene Ehre der Katharina Blum“
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Hetzkampagne

Reportageartig erzählt Heinrich Böll von einer Hetzkampagne durch „Die Zeitung“: Blum soll einem angeblichen Terroristen zur Flucht verholfen haben. Sie und ihr Umfeld werden durchleuchtet, die Wahrheit verdreht, ihr Ruf ruiniert.

Nachdem die Zeitung ihr Leben zerstört hat, nimmt Blum Rache und wird tatsächlich zur Verbrecherin. Vor 50 Jahren hat Böll Hetze und Sensationsgier der Boulevardmedien damit scharf kritisiert. „Was dazu kommt sind heute die sozialen Medien, die heute noch einen weit größeren Aspekt erzielen, als die klassischen Medien vor 50 Jahren“, sagte Regisseur Peter Faßhuber.

„Die verlorene Ehre der Katharina Blum“
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Schutzlos in der Arena

Binnen Sekunden kann heute der Ruf eines Menschen zerstört werden – unabhängig von Fakten. Die Grundmechanismen scheinen dieselben geblieben zu sein. „Wahrscheinlich geht es um Sensationsgier, wahrscheinlich geht es auch um die Lust, wenn jemand am Boden liegt noch einmal drauf zu treten – da haben wir uns nicht groß verändert“, so Faßhuber.

Peter Faßhuber belässt die Erzählung daher in den 1970er-Jahren. Schutzlos wird hier Katharina Blum auf der Bühne und von der „Zeitung“ ausgestellt. „In dieser Arena wird diese Blum hinein getrieben – wie die Gladiatoren bei den Kämpfen – und wird dort vorgeführt, und das Publikum das rundum sitzt, johlt und drückt noch eins drauf“, so Faßhuber.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Steiermark heute“, ORF 2, 18.2.2024.