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Brandstätter Verlag
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Die Politik der Olympischen Spiele

Am 26. Juli werden in Paris die Olympischen Spiele eröffnet. Olympia ist seit jeher nicht nur sportliche, sondern auch eine politische Bühne. Damit beschäftigt sich das neueste Buch des Politikwissenschaftlers und Sportfans Peter Filzmaier.

In der Schule haben wir gelernt, dass Olympische Spiele friedensstiftend seien; immer wieder wird darauf hingewiesen, dass diese Spiele der Völkerverständigung dienen, doch: „Die These vom unpolitischen Sport war eine der größten Lebenslügen der Olympischen Bewegung. Von Anfang an. Denn im harmlosesten Fall inszenieren sich Politiker von Veranstalterländern, wenn die Olympischen Spiele dort stattfinden: Wir kennen das ja auch von Skirennen in Österreich; die malen sich die Nationalfarben auf die Wange. Diktaturen machen diese Inszenierungen noch auf ungleich unverschämtere Art. Wir hatten Olympische Winterspiele in Peking. Sicher nicht, weil Peking so viel Wintersporttradition im Skifahren und Co. hat. Da ging es auch um Geld.“

„Kaum vergleichbar großes politisches Ereignis“

Peter Filzmaier, der als Kind Sportreporter werden wollte, zeigt in seinem Buch „Olympia. Die Spiele als Bühne für Sport und Politik“, wie eng Sport und Politik schon immer miteinander verflochten waren: „Ich bin einer von denen, die mit glühenden Ohren und leuchtenden Augen Sportereignisse – großteils im Fernsehen – mitverfolgen. Auch einer von jenen, die bei Olympischen Spielen sich fast jede Sportart anschauen. Aber nicht nur weil ich Politikwissenschaftler bin; es muss schon klar sein: Es gibt kaum ein vergleichbar großes politisches Ereignis auf der Welt.“

Olympia
ORF

Und da muss man gar nicht die Spiele 1936 in Berlin unter der Nazi-Herrschaft, das Attentat von Palästinensern 1972 in München oder Olympia während des Kalten Kriegs zwischen USA und der UdSSR betrachten. Die Spiele der Neuzeit waren von Anfang an politisch dominiert, so Peter Filzmaier. Er nennt als ein Beispiel Paris 1900 – diese Spiele waren vom deutsch-französischem Konflikt geprägt. Die deutschen Sportler wurden in Kasernen untergebracht; „was vor dem Hintergrund deutsch-französischer Kriege schon etwas seltsam war. Dort waren aber die Quartiere deutscher Sportler mit Fäkalien und Urin verunreinigt, es hat wiederlich gestunken. Auf den Wänden waren übelste Beschimpfungen aufgeschrieben. Und natürlich haben auch Medien begleitend so berichtet als wäre das ein Länderkampf und keine friedliche Völkerverständigung“.

Olympiatermine fix blockiert

Auch wenn der Politikwissenschaftler die Verflechtung von Sport und Politik messerscharf analysiert, der Sportfan Filzmaier hat in der Zeit zwischen 26. Juli und 11. August alle Termine blockiert – es gibt nur Lesungen für dieses Buch, so Filzmaier: „wobei ich schon einen Fehler gemacht habe: Eine Lesung ist am letzten Tag der Olympischen Spiele. Und da ist der Marathonlauf der Herren und ich bin früher mal – wenn auch nur auf Volkslaufebene – begeisterter Laufsportler gewesen. Also ausgerechnet den nicht live sehen zu können, das tut mir weh. Ich hoffe, es verrät mir nur keiner das Ergebnis vorher!“

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Guten Morgen Steiermark“, Radio Steiermark, 25. Februar 2024.