Ausstellung Alles Arbeit
Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
Kultur

„Alles Arbeit“: Frauen zwischen Job und Familie

Die Ausstellung „Alles Arbeit“ im Grazer Museum für Geschichte zeichnet anhand großformatiger Bilder aus dem Fotoarchiv Blaschka (1950 bis 1966) das Spannungsfeld Frauen zwischen Erwerb und Sorgearbeit nach und führt die Geschichte in die Gegenwart. Basis waren 60.000 Kleinbildnegative.

Frauen zwischen Erwerbstätigkeit und Sorgepflichten – ein Thema, das heute aktueller denn je ist. Doch schon in den 1950er- und 1960er-Jahren haben sich Frauen zwischen diesen Welten bewegt, und das großteils nicht sichtbar. Gender Pay Gap und Teilzeitfalle sind moderne Begriffe für Umstände, die auch schon in der Nachkriegszeit in Österreich geherrscht haben.

Die Frage, was alles Arbeit ist, was unter den Arbeitsbegriff fällt und wie Bilder davon in der Öffentlichkeit vorkamen, sind die zentralen Fragen der Ausstellung. Dabei werden auf mehrere Räume aufgeteilt, aber nicht einzelne Fotos in den Mittelpunkt gerückt, sondern mehrere gemeinsam „sollen eine Geschichte vermitteln“, erklären Kuratorin Eva Tropper und ihr Team.

Wenige Fotos von Frauen in Erwerbstätigkeit

Für die Ausstellung wurden die rund 60.000 Kleinbildnegative aus dem Archiv Blaschka, das auf den steirischen Pressefotograf Egon Blaschka und seine Ehefrau Erika zurückgeht, gesichtet. Sie dienten als Basis für die Schau, die auch die Frage der unbezahlten Arbeit aufgreift. „Ziel war es, die verschiedenen Formen der Arbeit gleichzusetzen und zu verschränken“, so Tropper. Gezeigt werden daher neben häuslichen Tätigkeiten auch Frauen jenseits von Rollenerwartungen – beispielsweise eine Schweißerin, eine Planerin oder auch eine Laborarbeiterin.

„Alles Arbeit“ im Museum für Geschichte

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Spannend sei bei der Auswertung der Bilder gewesen, wie unterrepräsentiert Fotos von Frauen in Erwerbstätigkeit waren, obwohl damals rund 39 Prozent der Frauen bezahlter Arbeit nachgingen, so Tropper. Dagegen gab es deutlich mehr Bilder von Frauen in ihren zugewiesenen Rollen – als pflegende Angehörige, Mütter und Hausfrauen. „Wir wollten in der Ausstellung die Geschlechterbilder von damals aufzeigen“, schildere die Kuratorin.

Zweite Schau im Kunsthaus Graz

Fotos über die konkreten Lebensrealitäten, wie etwa mit Mehrfachbelastungen, kommen im Archiv kaum vor. Für sie wurden Leerstellen in der Schau eingefügt, um zu verdeutlichen, was damals fotografisch gar nicht abgebildet wurde. Interessant sei auch, welche Fotos einer ganzen Serie letztlich für die Zeitung ausgesucht worden seien – mehrere Beispiele laden ein, selbst zu überlegen, welches Foto ausgewählt worden wäre.

In einem Raum wird übrigens auch der Essayfilm „Kein Wunder“ samt mehrerer Fotos aus dem Archiv Blaschka gezeigt, der in Kooperation mit dem Kunsthaus Graz entstanden ist. Am 30. April wird im Kunsthaus eine Ausstellung zum Thema „24/7. Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung“ eröffnet. Die Klammer zwischen den beiden Schauen bildet der Essayfilm. Für März und April werden im Museum für Geschichte noch Sonderführungen und weiteres Rahmenprogramm zu „Alles Arbeit“ geboten. Die Ausstellung ist bis 12. Jänner 2025 zu sehen.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Der Tag in der Steiermark“, Radio Steiermark, 6. März 2024.