Alle paar Jahre nimmt sich Hirschler ein paar Wochen Auszeit, um auf einem Pilger- oder Fernwanderweg seine Sünden abzubüßen, wie er schreibt: „Du hast so viel Zeit für das Zu-dir-zukommen und runterzukommen von der Hektik. Es ist so ein unglaubliches Gefühl.“
Schweißtreibende Momente
Beim Pilgern gibt es aber nicht nur Hochphasen, sondern auch Tiefpunkte: Strapazen, Schmerzen und schweißtreibende Momente verschweigt Hirschler nicht. In solchen Momenten kann „Himmel Herrgott“ auch schon einmal der Beginn eines Fluchs sein: „Es ist auf Pilgereise auch so, dass man nicht alles rosarot sieht – obwohl ich die rosarote Brille dort schon auf habe. So habe ich Gottvertrauen gefunden. Wenn ich Durst gehabt habe, dann war plötzlich ein Brunnen da. Wenn ich mich irgendwo im Wald verlaufen habe, war irgendjemand da, der mit den Weg gewiesen hat.“
„Ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit“
In diesem dritten Buch beschreibt Hirschler seine Wanderung, die ihn im letzten Frühjahr zu einem großen Teil entlang der Algarve und der Atlantikküste geführt hat. „Ich bin ein leidenschaftlicher Meer-entlang-Marschierer. Jetzt habe ich mir eine neue Route gesucht, wo ich den Atlantik spüren kann. Ich mag das so gern: Beim Wandern das Meer zu sehen, den Wind im nicht mehr wallenden Haar zu spüren.“
Nach und nach entsteht durch das Gehen eine positive Leere, beschreibt Herbert Hirschler seine Erfahrungen: „Den ganzen Dreck und Mist, den wandert man raus. Man ist dankbar für das, was man erleben darf. Dieses Gefühl von Ruhe und Gelassenheit, das genieße ich.“
In 17 Tagen
Eigentlich sind es drei Wanderwege vom Süden Portugals über Lissabon bis in den Wallfahrtsort Fatima, die Herbert Hirschler hier in 17 Tagen zurückgelegt hat – gemäß der Definition „Pilgern ist das Wandern zu einem heiligen Ort“: „Für mich ist es das, dass ich am Ende dieses Weges mich in der Kathedrale aufgehoben fühle. Es ist ein Wahnsinnsgefühl, wenn man dort ankommt, wenn die Glocken läuten – wenn ich angekommen bin und einfach alles gut ist.“
Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Guten Morgen, Steiermark“, Radio Steiermark, 24.3.2024