„Das Haus verlassen“ – Cover
Galiani
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Wenn ein Haus erzählt

Wir tun ja viel, um uns in unseren eigenen vier Wänden wohl zu fühlen. Und viele Menschen sagen auch, dass Ihnen ihr Haus oder ihre Wohnung sehr ans Herz gewachsen ist. Aber dass ein Haus mit seiner Besitzerin redet? Auch das gibt’s – zumindest in der Literatur.

Das literarische Haus steht in der Oststeiermark: Ein 140 Jahres altes Haus, vom Keller bis zum Dachboden liebevoll restauriert – und jetzt soll es verkauft werden. Es ist eine Geschichte mit einem wahren Kern, verrät Jacqueline Kornmüller, die Autorin von „Das Haus verlassen“: „Tatsächlich ist es so, dass ich mein Haus verkaufen wollte. Und in dem Moment, wo der Hausverkaufsprozess begonnen hat und die ersten Immobilientouristen das Haus betreten haben, habe ich mich eigentlich nicht mehr wirklich für den Hausverkauf interessiert, sondern dafür, diesen Text niederzuschreiben.“

Immobilientouristen und eigenwillige Träume

Potentielle Käufer und Interessenten als „Immobilientouristen“ zu bezeichnen, mag etwas außergewöhnlich klingen, dafür gibt es aber eine Erklärung: „Es war so, dass sehr viele Menschen in dieses Haus gekommen sind, nur um zu gucken wie dieses Haus ausschaut, auf sie wirkt. Sie sind mit ihren Träumen, Vorstellungen, Ideen in mein Haus gekommen und haben sich dort breitgemacht.“

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Sie hat sehr viel Zeit in dem Haus verbracht, und dementsprechend lässt das Haus sie nicht so schnell los, sagt Kornmüller und sie schreibt: „Das Haus sah mich an: Willst du mich wirklich verlassen und verscherbeln?“ „Mein Haus spricht. Das ist das Besondere: Ich kann mich damit unterhalten, es antwortet, beurteilt die Immobilientouristen und mischt sich ein“, so die Autorin.

Zwei Häuser werden zu einem

Eine sehr spezielle Geschichte also, und ganz besonders sind auch die Illustrationen von Kat Menschik. Sie ist eine gefragte Illustratorin und Zeichnerin, arbeitete unter anderem für die Zeitschriften Spiegel, Stern oder Brigitte. Sie hat sich sofort in die Geschichte verliebt, schreibt Kat Menschik in ihrem Nachwort – und das ohne dieses Haus jemals gesehen zu haben: „Sie hat selber so eine Liebesbeziehung zu ihrem eigenen Haus und hat sich vorgenommen ihr Haus zu malen“ – und so verschmelzen zwei Häuser in einem, so wie unzählige Geschichten in einem Haus; oder eben ein Haus in einem Buch.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Guten Morgen, Steiermark“, Radio Steiermark, 31.3.2024