Das Salzkammergut war während des Zweiten Weltkrieges eine zentrale Drehscheibe im Handel mit Raubkunst und „entarteter Kunst“ – als letztere galten jene Kunstwerke und kulturelle Strömungen, die mit dem Schönheitsideal der Nationalsozialisten nicht in Einklang zu bringen waren.
Ambivalenter Künstler
Der leidenschaftliche Kunstsammler und Händler Wolfgang Gurlitt hatte selbst jüdische Wurzeln. „Gurlitt war ein ambivalent einzuschätzender Künstler. Er hat sich nicht geniert, mit dem NS-Regime zu kooperieren und viele Notverkäufe von jüdischen Sammlerinnen und Sammlern getätigt“, sagt die Kunsthistorikerin Elisabeth Nowak-Thaller.
Anfang der 1940er-Jahre konnte er Teile seiner Kunstsammlung aus Berlin in seine Villa in Bad Aussee retten – von hier aus führte er zusammen mit seiner jüdischen Partnerin Lilly Agoston den Kunsthandel weiter. Seine Sammlung bildete später den Grundstock der Neuen Galerie Linz – des heutigen Lentos. Zwölf Werke wurden bisher restituiert – zwei davon sind im Kammerhofmuseum zu sehen.
Ausstellung wird nachgestellt
Für die Ausseer Festwochen organisierte Gurlitt 1949 eine Ausstellung, die nun im Kammerhofmuseum Bad Aussee nachgestellt wurde – mit Werken von Gustav Klimt, Egon Schiele, Oskar Kokoschka und Alfred Kubin, aber auch regionalen Künstlern.
„Solche Persönlichkeiten muss man genau unter die Lupe nehmen, damit man weiß: Wo ist die Wegkreuzung, wo man den falschen Weg einschlägt und nicht den richtigen“, so die Indendantin der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut, Elisabeth Schweeger. Die Ausstellung „Wolfgang Gurlitt: Kunst-Händler und Profiteur“ läuft bis Anfang November im Kammerhofmuseum Bad Aussee.
Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Steiermark heute“, ORF 2, 3. April 2024.