Carmilla
Schauspielhaus Graz
Schauspielhaus Graz
KULTUR

Erotische Vampir-Satire im Schauspielhaus

Bram Stoker hatte für Dracula ein Vorbild aus der Steiermark: Carmilla, eine Vampirdame. Der irische Autor Sheridan Le Fanu lässt seine Novelle von 1872 in der Steiermark spielen. Das Grazer Schauspielhaus hat sie nun für die Bühne adaptiert: als humorvoll-bissige Vampir-Satire.

Ausgehend von der Vampirgeschichte rund um ein steirisches Schloss – dessen Vorbild vermutlich Schloss Hainfeld war – entwickelt das Ensemble rund um Regisseurin Luise Voigt die Handlung weiter.

Im Original geht es um die junge Laura, die mit ihrem Vater auf einem abgelegenen Schloss lebt. Die beiden nehmen die rätselhafte Carmilla bei sich auf: eine Vampirin, die sich als solche freilich nicht zu erkennen gibt. Zwischen den jungen Frauen entwickelt sich eine erotische Liebesgeschichte, die Sheridan Le Fanu 1872 aber nur andeutet.

Schaudern, Schmachten, Schluchzen

Im Schauspielhaus spiele man humorvoll mit Rollenklischees und klassischen Geschlechterzuschreibungen – und auch mit Softporno-Elementen, erklärt Laura-Darstellerin Anna Klimovitskaya: „Ich glaube, das Erotische in der Originalnovelle liegt, wenn man so will, darin, in den Empfindungen dieser jungen Frau, die konfrontiert ist mit diesem Begehren der Vampirin, und dass das Begehren der Vampirin irgendwie eine erotische Konnotation hat. Ganz viel Schmachten und Schaudern und Schluchzen, und der Atem bleibt weg, und das Herz rast. Und es hat ja diese Doppeldeutigkeit von der Angst und dem Begehren nach Blut. Aber wir können es natürlich lesen wie die physischen
Empfindungen, die man eben hat, wenn man jemanden sexuell begehrt.“

Pornografische Fantasie

Die Inszenierung versucht, überkommene Narrative und Prägungen auf humorvolle Weise zu entlarven – etwa wenn die Männer sich – versteckt erregt – mit der rätselhaften Krankheit von Laura, ihrer Lust, beschäftigen. Ein Perspektivenwechsel, bei dem der Humor nicht zu kurz kommt, betont Annette Holzmann, die die Carmilla spielt.

„Die Idee hier ist zu sagen: Wenn ein Mann so sehr meint, sich in das innere Empfinden einer weiblichen Figur zu versetzen und das irgendwie so spannend findet wie alle anderen Männer in dieser Welt, also der Pfarrer, der Arzt, der General, sich um diese Frau zu kümmern – dann gibt es diese ganzen Dialoge, wo sie gar nicht weiß, wie ihr geschieht. Ich glaube, da ist die Idee, also das ist so geschrieben, als wenn es eine pornografische Fantasie wäre, und
ich glaube, das ist einfach der Gedanke, wie es ist, wenn man das ausstellt“, so Holzmann.

„Es wird auf jeden Fall lustig. Es wird ja auch tiefer gehen. Man wird über bestimmte Sachen, die ich jetzt nicht verraten möchte, aber schon nachdenken. Aber vor allem wird man lachen, glaube ich“, so Klimovitskaya.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Der Tag in der Steiermark“, Radio Steiermark, 5. April 2024.