Sujet der Ausstellung
Graz Museum
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Kultur

Graz Museum sucht die Natur in der Stadt

Das Jahresthema im Graz Museum „Stadt Natur“ beschäftigt sich mit begrünten Innenhöfen sowie Ausstellungen, Diskussionen und Workshops zum Thema. Für die Besucher eröffnen sich Oasen.

Begrünte Innenhöfe sind Rückzugsorte im hektischen Stadtleben und wirken der Überhitzung der Stadt entgegen. Jetzt hat auch das Graz Museum inmitten der Grazer Altstadt einen.

Das Breath Earth Collective hat die „Stadtoase“, wie ihn das Stadtmuseum nennt, gestaltet. Den Grazer Innenhöfen und Gärten ist eine Ausstellung in der Gotischen Halle gewidmet, und schon im Eingangsbereich fordert eine „Waldboden“-Installation geradezu zum Verweilen auf.

Urbanes Grün steht unter Druck

Neubauten und -nutzungen zerstören
fortschreitend natürliche Flächen. Tiere und Pflanzen verlieren dadurch ihre Lebensräume, den Menschen gehen Ruheoasen verloren. Wie es um das Grün in der Stadt Graz bestellt ist, kann man im laufenden Jahr im Graz Museum erfahren. „Das Jahresthema ‚Stadt Natur‘ rückt die Grazer Lebenswelten und Ökologien ins Zentrum“, sagte Direktorin Sibylle Dienisch. Am Programm stehen zwei Ausstellungen, eine Installation und bis September auch etliche Diskussionen und Workshops.

Pilze sollen im Museum sprießen

Noch bevor man die eigentliche Ausstellung „In Grazer Gärten und Innenhöfen“ in der Gotischen Halle des Graz Museums betritt, zieht schon die Kunstinstallation „Waldboden“ die Blicke der Besucher an. Gabriela Hiti und Helene Thümmel haben für den straßenseitig gelegenen Entree-Bereich ein Stück Wald in die Stadt gebracht, dem man in den kommenden Wochen beim Wachsen zusehen kann.

Besonders gut wird das wohl bei den Pilzen – Austern- und Limonenseitlingen und dem Igelstachelbart – gelingen, deren Sporen in das dort liegende Totholz geimpft wurden. „In wenigen Wochen sollten sie fruchten“, ist sich Hiti sicher. Bis dahin sollen auch die anderen Pflanzen kräftig weiterwachsen. Die Installation will vor allem die Vielzahl der ineinanderspielenden Bestandteile des Waldbodens ins Blickfeld rücken: Moose und bodendeckende Pflanzenarten, Totholz und eben auch Pilze.

Raum zum Ausspannen unter offenem Himmel

Im Innenhof ist eine – temporäre – „Stadtoase“ eingezogen. Zwei riesige hölzerne Hochbeete winden sich organisch entlang der Gebäudemauern, ihre breiten Umrahmungen dienen zugleich als Sitzgelegenheit, ja sogar Liegefläche. In den Beeten wächst eine Vielzahl an bereits übermannsgroßen Bäumen, Sträuchern, Blumen und Gräsern.

Besucher finden hier bei freiem Eintritt einen konsumationsfreien Raum unter offenem Himmel zum Ausspannen, Entdecken und Informieren – und die ersten Schautafeln, die Lust auf die Ausstellung „In Grazer Gärten und Innenhöfen“ in der angrenzenden Gotischen Halle machen sollen.

Gärten stammen teilweise aus 19. Jahrhundert

Im Palais Khuenburg erfährt man etwa auch, dass sich alleine über sechs Grazer Bezirke mehr als 250 große, teils begrünte Innenhöfe ziehen, die mehr als 140 Hektar der Stadtfläche einnehmen oder wo genau die rund 40 Grazer Gemeinschaftsgärten liegen. Tafeln verdeutlichen, in welchen Bezirken man am besten entlang von Vorgartenstraßen schlendern kann (St. Leonhard, Geidorf und Jakomini) und dass es insgesamt an die 800 dieser eingefriedeten Grünstreifen mit hoher ökologischer, kleinklimatischer und stadtgestalterischer Funktion gibt.

Die ersten wurden übrigens in den 1860er-Jahren in Graz konzipiert; als Vorbilder dienten Städte wie Berlin und München. Heimgärten gehören erst seit 1907 zum Grazer Stadtbild. Ihre Zahl hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als halbiert – genau gesagt, von 140 Hektar auf 71 Hektar.

Dieser Beitrag begleitet die Sendung „Steiermark heute“, ORF 2, 11.4.2024.