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ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Immobilienwirtschaft tagt in Graz

Am Donnerstag beginnt in Graz der Bundestag der Immobilienwirtschaft mit 300 Immobilienmaklern, Bauträgern und Hausverwaltern. Heuer geht es vor allem um neue Lebenskonzepte und um die Frage, wie in Zukunft gewohnt wird.

Der Zuzug zum Großraum Graz und in die anderen Landeshauptstädte bleibt ungebremst, es wird viel gebaut, die Preise steigen, gleichzeitig werden die Regionen ausgedünnt. Die Immobilienwirtschaft wolle zur Belebung der Regionen beitragen, sodass Menschen, die aus der Region kommen, trotz Arbeit im Ballungsraum in der Region wohnen können, sagte Gerald Gollenz, Obmann der Fachgruppe der Immobilientreuhänder in der steirischen Wirtschaftskammer.

Umdenken gefragt

„Der Lebensmittelpunkt ist natürlich dort, wo ich arbeite, das heißt, wenn ich es schaffe, dass ich einen Teil meiner Arbeit auch von zu Hause aus erledigen kann, dann ist es nicht einzusehen, warum unbedingt 30 Softwareentwickler in einem Großraumbüro mit einer Zeituhr überwacht werden, wenn er zum Beispiel in Feldbach sitzt und auf die Riegersburg schaut – hier muss es ein Umdenken geben. Ich glaube, das ist in sehr vielen Berufen machbar. Es gibt schon sehr viele Herzeigeprojekte, große Firmen, die ihre Gebäude so bauen, dass ein Teil der Arbeitszeit nicht mehr im Büro verbracht wird“, so Gollenz.

Anbindungen müssen passen

Das funktioniere aber nur, wenn etwa Verkehrs- und Internetanbindung perfekt ausgebaut seien, so Gollenz: „Wer zum Beispiel in Feldbach sitzt und auf die Riegersburg schaut und nicht auf eine vertrocknete Stechpalme – das ist machbar, ein Umdenken ist möglich. Es muss ein Umdenken in der Politik geben – in Richtung wieder mehr Infrastrukturinvestitionen in den Regionen, man muss schauen, dass die Verkehrsanbindung passt, dass die soziale Infrastruktur passt. Und in Zukunft wird man sich überlegen, ob man nicht dort, wo man wohnt, einen Teil der Arbeitszeit verbringt. Das ist in sehr vielen Berufen machbar.“

Kritik an der Politik

Kritik übten die Immobilientreuhänder an der Politik: Die letzte große Steuerreform 2015 habe nur Erschwerungen gebracht. Wer etwa mit Hilfe öffentlicher Gelder einen Dachausbau macht, könne die Investition auf zehn Jahre abschreiben – wer das mit seinem eigenen Geld mache, könne nur auf 50 Jahre abschreiben, kritisierte Gollenz – das sei eine Ungleichbehandlung.

Nein zu Mietzinsobergrenzen

Keine Freude haben die Immobilientreuhänder auch mit immer wieder diskutierten Mietzinsobergrenzen: „Ein klares Nein von uns. Mietzinsobergrenzen bringen nicht mehr Wohnraum, ganz im Gegenteil, es werden durch diese Reglementierung Wohnungen dem Markt entzogen“, so Gollenz. Erst wenn mehr Wohnungen gebaut seien, als gebraucht werden, würden sich die Mieten von selbst regulieren, sagte Gollenz.

Konkurrent Internet

Diskutiert wird beim Bundestag der Immobilienwirtschaft auch über ein neues Berufsbild für Makler und Bauträger: Weil immer mehr Menschen im Internet Informationen gratis holen, müsse man ein Rundumservice bieten – von der Beratung bis zum Begleiten der Kauf- bzw. Mietabwicklung.