Landesgericht Graz
ORF.at/Roland Winkler
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Gericht

Prozess gegen Richter endet mit Diversion

Ein Richter ist am Dienstag im Grazer Straflandesgericht selbst auf der Anklagebank gesessen. Eine Auseinandersetzung mit einer Radfahrerin um Hundekot und Handyfotos war im März eskaliert. Weil nicht alle Zeugen glaubhaft waren, gab es eine Diversion.

Die Ehefrau des Richters führte ihren Hund in Graz aus und wurde von einer Radfahrerin angeblich harsch aufgefordert, die Hundstrümmerln ihres Vierbeiners wegzuräumen. Die Frau tat das – wie immer, wie sie auch vor Gericht betonte – und damit könnte die Geschichte erledigt gewesen sein.

Disput um Fotos

Doch zwei Wochen später spazierte die Hundebesitzerin erneut in dieser Gegend, diesmal in Begleitung ihres Ehemannes. Die Radlerin kam des Weges, hielt an und kam noch einmal auf den Vorfall zu sprechen – warum, konnte sie nicht schlüssig erklären. Ob sie dann zuerst das Handy gezückt und erklärt hatte, zu fotografieren, oder ob sich der Richter sofort „drohend aufgebaut“ hat, ließ sich auch nicht klären. Er forderte sie jedenfalls auf, die Fotos – die sie nie gemacht hatte – sofort zu löschen. Irgendwann schnappte er ihr Handy, es kam zu einem Gerangel, sie rief um Hilfe.

Übertrieben oder nicht

Passanten mischten sich ein, die Frau bekam ihr Handy zurück, drohte aber mit der Polizei. „Deswegen die Polizei zu rufen, ist übertrieben“, meinte der Angeklagte. „Gewalt ist aber auch übertrieben“, antwortete Richterin Julia Riffel. „Ich habe mich wirklich belästigt gefühlt von ihr“, beteuerte der Mann.

Zwei blaue Flecken

Der Vorfall war aber noch nicht zu Ende, die Radfahrerin fuhr kurze Zeit später von hinten auf das Paar zu. „Er hat mir ins Lenkrad gegriffen, und ich bin gestürzt“, erzählte das Opfer. Sie trug zwei blaue Flecken an den Beinen davon. Dann soll der Richter sie gepackt und gegen eine Hecke gedrückt haben. „Sie war wahnsinnig aggressiv und hat getobt“, rechtfertigte er sich.

7.500 Euro Bußgeld

Eine Zeugin schilderte, dass der Richter sehr aufgebracht gewirkt hätte, zwei weitere Zeuginnen konnten sich nur noch vage erinnern. Nach drei Stunden Verhandlung im drückend heißen Saal war das Thema Diversion am Tisch. „Billiger wird es nicht mehr“, sprach die Richterin Klartext. Also stimmte der Angeklagte zu, 7.500 Euro Bußgeld zu bezahlen. Vorerst ist die Entscheidung nicht rechtskräftig, erst mit Bezahlung der gesamten Summe ist der Fall erledigt.