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Wissenschaft

Mikrobiom schützt Haut vor UV-Strahlen

Sonnenstrahlen haben auch Schattenseiten – wie das Mikrobiom auf der Haut vor den schädlichen UV-Strahlen schützt, haben jetzt Forscher der Med-Uni Graz untersucht.

Die Haut des Menschen ist eine Barriere gegen das Eintreten von krankmachenden Umweltfaktoren, zugleich ist sie von einer Unzahl an Mikroorganismen überzogen, die essenziell für die Funktion unseres Körpers sind. Gerät diese Wohngemeinschaft – das Hautmikrobiom – durcheinander, kann das durchaus auch die Gesundheit negativ beeinflussen.

Ein wichtiger Umweltfaktor mit großem Einfluss auf den menschlichen Körper und die Haut ist die Ultraviolettstrahlung (UV-Strahlung) der Sonne. Dermatologen der Med-Uni Graz haben das Zusammenspiel des Mikrobioms der Haut, den Auswirkungen der UV-Strahlung und der Immunfunktion des Körpers untersucht und jüngst publiziert.

„UV-Strahlung schwächt die Haut“

„UV-Strahlung unterdrückt das Immunsystem der Haut, sie wirkt also immunsuppressiv. Dadurch entsteht eine gewisse Abwehrschwäche, welche in der Entstehung von Hautkrebs eine wichtige Rolle spielt“, legt der Grazer Dermatologe Peter Wolf von der Uniklinik für Dermatologie der Med-Uni Graz dar. Gemeinsam mit seinem Dissertanten Vijaykumar Patra und Kollegen vom Karolinska Institutet Stockholm untersuchte er, inwieweit das Hautmikrobiom die Auswirkung der UV-Strahlen beeinflussen kann.

Dabei analysierten die Forscher die Immunantwort von Labormäusen: „Im Labormodell konnten wir eindeutig feststellen, dass sich die Immunantwort auf UVB-Strahlung eines Modells mit intaktem Mikrobiom eindeutig von jener einer keimfreien Maus – also einer ohne Hautmikrobiom – unterscheidet“, führt Wolf aus.

Die Forscher erkannten, dass das Mikrobiom der Haut vor der immunsuppressiven Wirkung der UVB-Strahlung schützt. Konkret zeigte sich nämlich, dass sich in der Haut ohne Mikrobiom ein verstärkt immunsuppressives Milieu ergibt – das erworbene Immunsystem kann nicht mehr im vollen Umfang arbeiten, weil immunsuppressive Zytokine freigesetzt werden. „Dieser Zustand wird hauptsächlich durch die erhöhte Ausschüttung des Immunbotenstoffs Interleukin 10 hervorgerufen“, erklärte der Leiter der Grazer Arbeitsgruppe.

Die Forscher gehen davon aus, dass die UV-Strahlung auf Zellen und Moleküle in der Haut einwirkt und so die Produktion und Freisetzung antimikrobieller Peptide ausgelöst wird und zuerst das angeborene Immunsystem, das für eine Sofortantwort der Haut verantwortlich ist, beeinflusst wird. Diese dürfte schließlich die adaptive zelluläre Immunantwort unterdrücken.

Nächster Schritt: Tests an menschlichen Zellen

Die jüngsten Erkenntnisse mit den Mausmodellen wollen die Grazer Forscher nun an menschlichen Zellen erproben: „Als nächsten Schritt wollen wir uns anhand von Hautabrieben, die unter der Sonnenbrandschwelle bestrahlt werden, ansehen, wie die Mikroben auf der Haut das Immunsystem unterstützen“, kündigte Wolf an. Weiters will man auch ermitteln, welche Mikroorganismen dafür speziell verantwortlich sein könnten.

Für den Alltag hat Wolf jetzt schon einen Tipp parat: „Wird die Haut mit einem Antiseptikum desinfiziert, führt dies zu mehr Immunsuppression nach der Einwirkung nach UV-Strahlung. Die Haut kann sich durch das nicht mehr intakte Mikrobiom also nicht mehr ausreichend selbst schützen“, gab der Grazer Forscher zu bedenken.