Landesgericht Graz, Akten
APA/Erwin Scheriau
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Gericht

Erneut Pyramidenspiel-Prozess in Graz

In Graz hat am Donnerstag ein neuer Prozess um ein Pyramidenspiel in der Weststeiermark begonnen. Das Verfahren hängt unmittelbar mit jenem zusammen, das im Februar mit dem nicht rechtskräftigen Schuldspruch von fünf Angeklagten endete.

In der ersten Prozessrunde, die im Oktober 2018 begann, waren 16 Personen angeklagt – insgesamt waren über 100 verdächtig gewesen, mehrere Verfahren sind noch ausständig. Bei dem „Schenkkreis“ in der Weststeiermark war vorgesehen, dass 5.000 oder 10.000 Euro eingezahlt und nach Durchlaufen der Pyramide 40.000 bzw. 80.000 Euro ausbezahlt werden. Es kam auch tatsächlich zu Auszahlungen, aber wie in solchen Fällen üblich, nur am Anfang – übrig blieben viele Menschen, die bis heute auf den großen Geldregen warten.

Suspendierter Polizist auf der Anklagebank

Die drei Angeklagten des neuen Verfahrens sollen 2008 und 2009 in Graz und im Raum Köflach Teilnehmer für das Spiel geworben haben – und sie waren keine Anfänger in Sachen Geldverdienen: Zwei von ihnen hatten eine Versicherungsvermittlungsfirma, der dritte war Polizist, ist aber in Zusammenhang mit dieser Geschichte seit 2010 suspendiert. Trotzdem sollen sie nicht nur selbst mitgespielt, sondern auch Bekannte zum Mitmachen animiert haben.

Angeklagt ist auch diesmal zusätzlich Betrug, weil laut Staatsanwalt die Beschuldigten die Teilnehmer mit der „listigen Vorgabe der Risikolosigkeit“ geködert haben sollen: Angeblich hatten sie zugesichert, dass der Einsatz jederzeit zurückbezahlt werden könnte.

„Es ist wie im Casino“

Alle drei Angeklagten fühlten sich nicht schuldig. Der Anwalt des Polizisten wollte „weit und breit keinen Betrug“ sehen, und der Rest sei seiner Meinung nach bereits verjährt. „Ich habe immer auf das Risiko hingewiesen. Es ist wie im Casino, es kann immer passieren, dass das Geld weg ist“, betonte der Erstangeklagte. Der Zweitangeklagte wies darauf hin, dass unter den Opfern zahlreiche Beamte seien, „weil es immer als legal verkauft wurde“. Am härtesten traf es den suspendierten Polizisten, der aufgrund der langwierigen Ermittlungen seit neun Jahren auf eine Entscheidung wartet. Die Verhandlung wird am 12. August mit der Anhörung von Zeugen fortgesetzt.

Derzeit beschäftigt sich gerade auch der Oberste Gerichtshof mit dem ersten Prozess – weder der Schuldspruch bezüglich Pyramidenspiel noch der Freispruch bezüglich Betrug sind daher rechtskräftig.