GAK-Fans
GEPA pictures/ David Bitzan
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Sport

Fußball: GAK mit Vision – und Zweifeln

Ganz wohl fühlt sich David Preiß offenbar noch nicht in seiner Haut als neuer Zweitliga-Trainer: „Ich weiß nicht, ob es gesund war, dass wir jetzt schon aufgestiegen sind“, meint der Coach des GAK 1902, für den nun eine neue Zeitrechnung beginnt.

„Es ist ein großes Abenteuer für uns“, will Preiß die Ausgangslage vor dem Ligastart nicht verklären: Nach dem Aufstieg als souveräner Meister der Regionalliga Mitte schicken die „Rotjacken“ eine Mannschaft ins Rennen, die vorerst knapp zur Hälfte aus Amateuren besteht. „Man kann nicht von heute auf morgen komplett auf Profibetrieb umstellen“, betont der Steirer, „wovon die Mannschaft gelebt hat, war einfach der Teamspirit im Aufstiegsjahr. Wenn du jetzt die halbe Mannschaft austauschst, zerreißt du das Ganze“.

Schritt für Schritt

Schritt für Schritt vorgehen, lautet daher das GAK-Credo. Das Wichtigste im ersten Zweitliga-Jahr werde sein, „dass wir gut reinstarten und dann vielleicht diesen Flow vom Aufstiegsjahr mitnehmen können“, erklärt Preiß, der seit Oktober 2017 sportlich das Sagen hat. „Ich glaube trotzdem, dass die Spieler, die wir behalten haben, die Qualität haben für die 2. Liga. Einige haben ja auch schon höher gespielt“, verweist der 41-Jährige auf Routiniers wie Marco Perchtold, Dieter Elsneg oder Thomas Zündel.

GAK-Trainer David Preiss
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David Preiß

Verstärkt habe man sich dazu punktuell, so kamen bisher etwa Gerald Nutz vom WAC oder Benjamin Rosenberger vom nunmehrigen Konkurrenten Kapfenberg – beide zählten beim klaren Erfolg im ÖFB-Cup am Samstag über den SC Neusiedl/See zu den Stützen: Rosenberger trug sich zweimal in die Torschützenliste ein, Nutz traf zum 6:1-Endstand – mehr dazu in sport.ORF.at.

GAK-Mannschaftsfoto
GEPA pictures/ Michael Riedler
Die Mannschaft des GAK

Es könne durchaus sein, dass man als Zweitliga-Club anfangs Lehrgeld bezahlen müsse, meint Preiß. Von früheren Aufsteigern habe man sich vor allem mit dem steirischen „Nachbarn“ SV Lafnitz beschäftigt, der im vergangenen Jahr in den ersten vier Runden keinen Sieg landete: „Die haben zuerst auch keinen Profibetrieb gehabt. Sie haben dann die Rechnung präsentiert bekommen.“

Budget verdoppelt

Doch finanziell sind große Sprünge sowieso ausgeschlossen. „Wir haben jetzt das Budget verdoppelt, von 900.000 auf 1,8 Millionen. Verdoppelt klingt gut, wenn man es vergleicht mit anderen Vereinen.“ Im Tauziehen um Spieler könne man mit gestandenen Zweitdivisionären wie Austria Lustenau oder der SV Ried nicht mithalten, so werde es „auch davon abhängen, wie sehr wir von Verletzungen verschont werden“.

Pluspunkt Anhängerschaft

Ein Pluspunkt soll weiter das enorme Potenzial sein, was die Anhängerschaft betrifft – dieses sei in den unteren Ligen mit der Grund gewesen, warum sich viele Spieler für den GAK entschieden haben. „Wir haben in der Landesliga einen Schnitt gehabt von 2.000 Leuten – das ist ein Wahnsinn. Das war für jeden Gegner das Spiel des Jahres.“

Mit dem Umzug vom Sportzentrum Graz-Weinzödl in die größere Merkur Arena könnte dieser Vorteil nun bröckeln, wenngleich die Umstellung „hoffentlich nicht eine allzu große“ sein wird: „Wir haben eh schon fünf Partien drinnen gehabt, drei im Cup und zwei gegen die Sturm-Amateure. Von den Partien haben wir vier gewonnen.“ Wenn man es schaffe, halbwegs mitzuspielen, könne man auch in der 2. Liga auf einen Schnitt von 4.000 bis 5.000 Zuschauer kommen.

GAK-Fans
APA/Erwin Scheriau

Irgendwann sollen in der Merkur Arena auch wieder Derbys gegen den SK Sturm stattfinden. „Ich glaube, von dieser Emotion, so wie es in Wien ist, davon lebt der Fußball“, sagt Preiß. „Abgesehen von Sturm wollen wir natürlich längerfristig rauf in die erste Liga, das ist gar kein Thema. Aber dafür müssen auch die Strukturen geschaffen werden.“ Vieles sei in der jüngeren Vergangenheit noch ehrenamtlich passiert, Bereiche wie die Medienarbeit müssten sukzessive professionalisiert werden: „Das braucht einfach ein bisschen Zeit.“

„Keine Abenteuer mehr“

Ökonomische Vernunft und Weitsicht sollen dabei immer die Eckpfeiler sein, nachdem der GAK von 2007 bis 2012 viermal Konkurs beantragen musste. Wenn heute „wer vom Finanzamt kommt, dann hat keiner Bauchweh, weil einfach alles korrekt abläuft“, beteuert Preiß. „Das hat man sich von Anfang an auf die Fahnen geschrieben. Keine Abenteuer mehr – das kannst du dir als GAK nicht mehr erlauben. Ich glaube, wenn du noch einmal irgendetwas machst, dann ist es wahrscheinlich für immer vorbei.“