Innenansicht der Justizanstalt Graz-Karlau
APA/Erwin Scheriau
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Politik

Karlau: Zahlreiche Konflikte unter Insassen

Allein im ersten Halbjahr 2019 sind innerhalb der Justizanstalt Graz-Karlau 800 Meldungen über Konflikte unter Insassen eingegangen. Häufig gehe es dabei um Körperverletzung oder Diebstahl. Wegen einer nahezu Vollbelegung fehlen Ausweichmöglichkeiten.

Die Karlau ist laut Anstaltsleitung derzeit zu 97 Prozent belegt. Das bedeute, dass zu wenige Ausweichmöglichkeiten vorhanden sind, wenn es beispielsweise wegen kultureller Unterschiede zu Problemen komme. Anstaltsleiter Josef Mock bezeichnet die Situation als sehr beengt und teilweise unangenehm für Insassen und Personal.

Schon rund 70 Anzeigen im ersten Halbjahr

Rund jeder zweite Häftling sei kein österreichischer Staatsbürger. Bei vielen verschiedenen Kulturen, Sprachen und kriminellen Persönlichkeiten seien Konflikte daher vorprogrammiert, meint Mock: „Im ersten Halbjahr dieses Jahres hat es bereits an die 800 Meldungen gegeben. Die reichen von ungebührlichem Benehmen, über Tätowieren, über kleine Diebstähle, aber auch zu schweren Körperverletzungen, zu Erpressungen. Da mussten wir im ersten Halbjahr jetzt schon an die 60 bis 70 Anzeigen an die Staatsanwaltschaft Graz erstatten.“

Außenansicht der Justizanstalt Graz-Karlau mit Überwachungskamera
APA/Erwin Scheriau
Die Justizanstalt Graz-Karlau ist derzeit zu 97 Prozent ausgelastet

Besonders oft seien afghanische und serbische Staatsbürger in Konflikte verwickelt, sagt Mock: „Wenn es zu Konflikten kommt, haben wir kaum mehr Möglichkeiten, Häftlinge in unterschiedliche Anstaltsteile zu verlegen, weil alle diese Teile bereits belegt sind. Diese mangelnde Möglichkeit des Ausweichens macht uns stark zu schaffen und verursacht zusätzliche Stress-Situationen.“

Zusätzliches Gebäude soll Entlastung bringen

Ein zusätzliches Gebäude für zurechnungsfähige geistig abnorme Rechtsbrecher – also Insassen im sogenannten Maßnahmenvollzug – könnte die Situation entschärfen. Derzeit könne man die eigentlich vorgesehene räumliche Trennung nämlich nicht immer gewährleisten. „Hier eine eigene Unterkunftsmöglichkeit für 80 bis 100 Personen zu schaffen, würde unser Haus sehr massiv entlasten und wesentlich zu einer Beruhigung beitragen“, glaubt Mock.

Um die Justizanstalt Karlau zu entlasten, versuche man in einem speziellen Projekt überdies Drogenkranke und Häftlinge in Substiutionsprogrammen verstärkt in den gelockerten Vollzug in die Außenstelle nach Lankowitz zu bringen, sagt der Anstaltsleiter. Diese Insassen seien oft bereit, am Vollzug gut mitzuwirken. Nach einer Testphase in einer Übergangsabteilung können sie in den gelockerten Vollzug wechseln. Die Außenstelle sei derzeit nur zu zwei Drittel besetzt, so Mock, weil sich immer weniger Häftlinge für den gelockerten Vollzug eignen würden.