Die geplante Gondel über den Plabutsch
APA/The Renderers
APA/The Renderers
Politik

Graz: Klimaschutz statt Plabutschgondel

Die Plabutschgondel hat seit November für Diskussionen gesorgt. Für die Stadtregierung war es immer ein Prestigeprojekt, das jetzt doch nicht kommt – zumindest vorerst. Das Geld werde in den Klimaschutz investiert, wie man am Mittwoch verkündete.

Graz will Klimainnovationsstadt werden – dank höherer Investitionen in Klimaschutzprojekte. So soll ein Klimafonds mit 30 Millionen Euro gefüttert werden, dem Budget, das eigentlich für die Plabutschgondel vorgesehen war.

Plabutschgondel soll kommen, aber später

Die Seilbahn ist damit zumindest für die laufende Stadtregierungsperiode Geschichte, wie Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz verkündete: „Wir werden das Verfahren Plabutschgondel noch zu Ende führen, allerdings vonseiten des Gemeinderats her keine Volksbefragung mehr durchführen. Ob das dann in einer anderen Periode umgesetzt wird oder nicht, weiß ich noch nicht – das sollte man dann auch dem Klimafachbeirat vorlegen.“

Der neue Klimafachbeirat soll Graz auf den Weg zur Klimainnovationsstadt bringen und wird am Freitag gemeinsam mit dem neuen Klimaschutzbeauftragen vorgestellt. „Es soll einfach nicht so sein, dass wir nur einen Notplan haben und den Notstand ausrufen. Es ist ganz wichtig, dass wir zum Handeln kommen.“

Antworten in den nächsten Tagen

Was genau mit dem Budget aus dem Klimafonds passieren soll, wird ebenfalls in den nächsten Tagen präsentiert. Auf dem Plabutsch werde sich dennoch etwas ändern, so Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ). Er spricht von neuen Sportangeboten oder einem Naturlehrpfad.

Außerdem soll der Berg für Ältere und Familien mit Kleinkindern erschlossen werden: „Da gibt es die Idee, dass wir mit Wasserstoffbussen oder Elektrobussen dieses Gebiet erschließen und in weiterer Folge natürlich die Vorbereitung für die Gondel machen, die etwas verspätet kommen wird“, so Eustacchio.

„Mehr tun und weniger diskutieren“

Deshalb soll auch das Gebiet um den Thalersee inklusive Restaurant revitalisiert werden. Mit dem Land ist ein Hochwasserschutzprojekt geplant. Das Umlenken von Plabutschgondel zum Klimaschutz war laut Bürgermeister zum Teil auch von den Klimaaktivisten und Jugendlichen inspiriert. Nun müsse man mehr tun und weniger diskutieren.

Freude bei der Opposition

Freude über die Verschiebung des Projekts herrscht bei der Grazer KPÖ: „Für das 41-Millionen-Euro-Projekt wären rund 3.600 Bäume gefällt und damit der Lebensraum zahlreicher Tiere und Pflanzen vernichtet worden“, heißt es in einer Aussendung. KPÖ-Verkehrsstadträtin Elke Kahr unterstreicht darin: „Bei der Plabutschgondel waren wir sicher, dass das Projekt nicht der Grazer Bevölkerung und der Umwelt dient. Deshalb hat die KPÖ dieses Vorhaben von Beginn an abgelehnt und eine Volksbefragung eingefordert.“

Auch der Vorsitzende der SPÖ Graz, Michael Ehmann, begrüße diesen Schritt: „Wir sind diesem Projekt stets kritisch gegenübergestanden, haben unseren Standpunkt von Beginn an klargemacht und in dieser Frage nicht lockergelassen. Durch unseren Druck ist es nun gelungen, ein finanziell unberechenbares Projekt abzusetzen. Es ist erfreulich, dass bei der Stadtregierung die Vernunft eingekehrt ist“, so Ehmann in einer Aussendung.

„Wir sind erleichtert über die späte Einsicht des Bürgermeisters, unser Widerstand hat ein Umdenken bewirkt“, wurde auch Grünen-Chefin Judith Schwentner in einer Aussendung zitiert: „Dieses Event-Projekt war weder durchdacht, noch nachhaltig, noch von den GrazerInnen gewollt.“ Die Ankündigung des Bürgermeisters, stattdessen nun einen Klimaschutzfonds und einen entsprechenden Beirat einzurichten, falle bei den Grazer Grünen naturgemäß auf fruchtbaren Boden.

NEOS-Gemeinderat Niko Swatek sagte, das Umschwenken Nagls zeige, dass Oppositionsarbeit über Parteigrenzen hinweg erste Früchte trage, er fürchtet allerdings ein „Ablenkungsmanöver“. Nagl müsse nun auch einer „heimlichen Planung im Hinterzimmer eine Absage erteilen oder endlich Zahlen, Daten und Fakten durch die Machbarkeitsstudie auf den Tisch legen“, so Swatek.