Person sitzt vor einem Laptop
pixabay
pixabay
Gesundheit

„Wir sind für das Sitzen nicht gemacht“

Der Mensch ist für das Sitzen eigentlich nicht gemacht – doch viele Jobs werden sitzend ausgeübt. Um Mitarbeiter fit zu halten, werden Unternehmen seit 15 Jahren von der Gebietskrankenkasse unterstützt – und das mit Erfolg.

„Der Mensch ist geboren für 15.000 Schritte am Tag“, erklärt GKK-Vorsorgemediziner Bernd Haditsch. Meist werden jedoch sitzende Tätigkeiten ausgeführt, dann gehe er nur rund 1.500 Schritte pro Tag, ergänzt der Mediziner, „also etwa ein Zehntel von dem, wofür wir geboren sind“.

„Sitzen, tragen, pflegen ist eine vielfache Herausforderung an den Körper. Und Schmerz ist einer der größten Stressoren, die es gibt“, ergänzt Haditsch. „Deswegen ist es wichtig, auf die Mitarbeiter aufzupassen, dass sie möglichst lange und möglichst schmerzarm arbeiten können.“

Hanteln und Laufschuhe
pixabay

Gesund Zuhause und im Job

Das tun mittlerweile zahlreiche Betriebe in der Steiermark im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF): Mit speziellen Bewegungsprogrammen sollen die Mitarbeiter gesund und motiviert bleiben; Krankheiten am Arbeitsplatz soll vorgebeugt, das Wohlbefinden am Arbeitsplatz gestärkt und Gesundheitspotentiale gefördert werden.

Gesundheit als Unternehmensstrategie

Seit 15 Jahren setzt die steirische Gebietskrankenkasse auf Gesundheitsförderung in allen Lebensabschnitten. Bei der BGF handelt es sich nicht um eine einmalige Aktion, sondern um eine unternehmensstrategische Ausrichtung: Es geht darum, die Arbeitsbedingungen im Unternehmen gesundheitsförderlich zu gestalten, das Gesundheitsbewusstsein zu fördern, aber auch das Gesundheitsverhalten der Beschäftigten zu steigern.

Die betriebliche Gesundheitsförderung wird von nunmehr 290 Unternehmen genutzt. Der sozialmedizinische Pflegedienst in Dobel ist eines davon. „Mitarbeiter bewegen Mitarbeiter“ nennt sich die Initiative, die den Hauskrankenpflegerinnen den Ausgleich bringen soll. Einzelne Mitarbeiterinnen werden ausgebildet, um regelmäßig mit den Kolleginnen Bewegungseinheiten durchzuführen.

Gütesiegel der betrieblichen Gesundheitsförderung
ORF

„Gesundheit ist unser Ein und Alles, das wir haben. Wir sehen das tagtäglich, und es ist irrsinnig wichtig, dass man da was dafür tut. Bewegung ist die beste Medizin“, weiß Pflegerin Astrid Kirchengast. Gottfried Lautner, Geschäftsführer des Sozialmedizinischen Pflegedienstes, hebt die Vorteile der BGF vor: „Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass die Fähigkeit der Arbeitsbewältigung über die Jahre eigentlich gleich hoch geblieben ist, obwohl die Mitarbeiterinnen natürlich auch älter werden. Es ist ein Zeichen für den Erfolg dieser Maßnahme.“

Die Firma Zeiss in Graz hat mithilfe der GKK ebenso eine Strategie entwickelt, um das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu stärken: Das Unternehmen bietet ein abwechslungsreiches After-Work-Training sowie viele andere Sportangebote; gemeinsam trainieren die Mitarbeiter auch für die Teilnahme an Laufveranstaltungen. Mitarbeiterin Gerda Kamp zeigt sich begeistert: „Es macht sehr großen Spaß, vor allem der große Vorteil ist, dass man nach der Arbeit nirgends hinfahren muss, sondern sich gleich direkt in der Firma umzieht und sofort losstarten kann.“

Win-Win-Situation

Die BGF kann nicht nur die Lebensqualität der Mitarbeiter heben, sie bringt auch dem Unternehmen ökonomische Vorteile. Laut Verena Krammer von der Gesundheitsförderung der GKK seien wesentliche Effekte erkennbar: „Es sind reduzierte Krankenstände, es ist eine geringere Fluktuation, die sich Unternehmen erwarten können, wenn sie in die betriebliche Gesundheitsförderung investieren. Jeden Euro, den man investiert, bekommt man zirka dreifach zurück – man spricht von einem ‚Return on Investment‘, der im Verhältnis eins zu drei gesehen werden kann.“ Auch Studien belegen, dass die BGF eine Win-Win-Situation ist.

Sicherung der Qualität in den Betrieben

Rund 160 steirische Betriebe sind mit dem Gütesiegel der betriebliche Gesundheitsförderung ausgezeichnet. Diese Auszeichnung erhalten Unternehmen, die eine erfolgreiche BGF-Projekt durchgeführt bzw. die eine langfristige BGF im Betrieb integriert haben. Das Gütesiegel ist eine Form zur Qualitätssicherung und stellt die zweite Stufe der BGF dar – darunter gibt es BGF-Charta, bei der Unternehmen erklären, dass sie beabsichtigen, die international gültigen Qualitätskriterien in der Umsetzung der BGF einzuhalten. Die oberste Stufe und die damit höchste qualitätssichernde Auszeichnung stellt der BGF-Preis dar, der österreichweit an Betriebe mit besonderer Vorbildwirkung verliehen wird.