Landesgericht Graz
ORF.at/Roland Winkler
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Chronik

Gerichtsdolmetscher fordern mehr Geld

Der Beruf der Gerichtsdolmetscher sei schlecht bezahlt und kämpfe auch daher mit großen Nachwuchssorgen – daher fordern diese mehr Geld und Investitionen in Aus- und Weiterbildungen.

Die Gerichtsdolmetscher Österreichs machten Anfang der Woche mit einem Aktionstag auf ihre, wie sie sagen, missliche Lage aufmerksam – mehr dazu in Gerichtsdolmetscher fordern mehr Geld (news.ORF.at). Der Sparstift mache ihren Beruf kaputt, sagen auch die steirischen Gerichtsdolmetscher, lange – oder zu lange – habe man geschwiegen, jetzt aber sei es an der Zeit, gerade vor der kommenden Nationalratswahl bereits Forderungen an die Bundesregierung zu stellen.

„Zu Tode gespart“

Die Situation der 720 österreichischen und unter ihnen rund 80 steirischen zertifizierten Dolmetscher sei prekär – der Beruf würde der Sprecherin der steirischen Gerichtsdolmetscher Brigitte Meßner zufolge zu Tode gespart werden, denn nach Abzug der Steuern und Abgaben würden nur noch zwölf Euro pro Stunde übrig bleiben.

„Da muss ich sofort verfügbar sein, ich muss ein Studium haben, mich fortbilden. Kein Handwerker würde dafür jemals ein Werkzeug in die Hand nehmen. Wir haben seit 2007 nicht einmal die Inflation abgegolten bekommen, und was uns am meisten getroffen hat – die Gebührenkürzung 2014, da gab es Verluste von bis zu 60 Prozent. Da muss einmal wachgerüttelt werden“, so Meßner zur aktuellen Situation.

Große Nachwuchssorgen

Die Aussichten, die Meßner „wenig rosig“ nennt, würden dazu führen, dass es an Nachwuchs fehlt: „Für gewisse Sprachen – Griechisch oder Persisch – sind die Kollegen, die ich kenne, ich will jetzt nicht sagen wie viel, aber weit über 60.“

In den Gerichtssälen fehlen immer öfter qualifizierte Dolmetscher, sagt Meßner, die englische Verhältnisse befürchtet: „Man weiß, dass es in England – da wurde auch gekürzt, gekürzt, gekürzt – eklatante Fehlentscheidungen vor Gericht gegeben hat, weil die Dolmetscher etwas Falsches gedolmetscht haben.“

„Mehr Geld. Jetzt!“

Neben der deutlich formulierten Hauptforderung „Mehr Geld. Jetzt!“, fordern die Dolmetscher Investitionen in Fortbildung und Ausbildung. „Es gibt auch Bestrebungen am ITAT in Graz, dem Institut für Translationswissenschaften, wo Übersetzer und Dolmetscher ausgebildet werden, entsprechende universitäre Kurse einzurichten“, erklärt Meßner.

Der Forderungskatalog liegt bereits seit dem 3. September im Justizministerium – jetzt muss er das per Wahl erst zu bestimmende neue Parlament erreichen.