Teilnehmende der 2Hear our voices" Konferenz
Inclusion Europe
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Soziales

Lernschwierigkeiten eine Stimme geben

Unter dem Motto „Hear our voices – my voice counts“: „Hören Sie unsere Stimmen – meine Stimme zählt“ hat in Graz eine dreitägige Konferenz zum Thema Lernschwierigkeiten stattgefunden. Rund 140 Menschen aus 18 europäischen Ländern nahmen daran teil.

Neben der Mitsprache in Politik und Gesellschaft stand auch der Erfahrungsaustausch, wie Menschen mit Lernschwierigkeiten sich einbringen können, im Zentrum der Konferenz. Organisiert wird der Kongress alljährlich von der Europäischen Plattform der Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter. Heuer fand er in Graz statt. Kooperationspartner waren die Lebenshilfe, die Stadt Graz und die Fachhochschule JOANNEUM.

Wählen als Mitspracherecht

Wie können Menschen mit Lernbeeinträchtigungen in der Politik aktiv sein, welche Forderungen und Ansprüche will man durchsetzen und wie kann man das Recht auf Teilhabe leben? Das waren nur einige der Themen, mit welchen sich Teilnehmende der Konferenz beschäftigten. Wie Mitsprache und Interessensvertretung in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung ausschaut, erklärt die Kundenrätin der Lebenshilfe, Heidi Knauder: „Ich schau mir die E-Mails am Computer an, dann fahr ich auf sehr viele Hausbesuche und rede und unterhalte ich mich mit den Kunden.“

Knauder kümmert sich um die Mitspracherechte von Menschen, die von der Lebenshilfe betreut werden und findet mit deren Anliegen auch bei den Verantwortungsträgern offene Ohren, wie sie erzählt. Mitsprache auf einer gesellschaftlichen Ebene beginnt für Knauder beim Ausüben des Wahlrechtes. „Man kann mitreden, indem man die Stimme für den Politiker abgibt und ob noch etwas daraus wird oder nicht, das kann man natürlich nicht beeinflussen.“

Barrierefreie Informationen notwendig

Menschen mit Behinderung nützen ihr Wahlrecht weniger. Die Ursache davon untersuchte eine Studie des Lebenshilfe -Forschungsbüros für Menschenrechte, die auch beim Kongress „Hear our voices“ vorgestellt wurde. „Einer der Hauptgründe dafür ist, dass sie zu wenige Informationen haben, sprich Informationen, die für sie auch geeignet sind und es stellt sich einfach heraus, dass der Begriff der Barrierefreiheit ein sehr zentraler ist“, so Kurt Feldhofer von dem Forschungsbüro für Menschenrechte. Ihm zufolge würden die Informationen nicht barrierefrei sein.

Wie Mitsprache in der Stadt Graz funktioniert, erklärt Albert Grebenjak, Obmann des Vereines People-First Steiermark – Selbstvertretung von Menschen mit Lernschwierigkeiten: „In der Stadt Graz haben wir schon die Möglichkeit durch den Beirat für Menschen mit Behinderung, dass wir eben sehr vieles umsetzen können und auch schon vieles umgesetzt haben – im Bauwesen zum Beispiel oder im Straßenverkehr, aber auf Landesebene, da wird das ganz schwierig.“

Menschen eine Stimme geben

Die mehrtägige Europäische Konferenz „Hear our voices“ hatte nicht nur zum Ziel, Menschen mit Lernschwierigkeiten zu ermutigen und ihnen Werkzeuge zu vermitteln, sondern sie schickt über Jyrki Pinomaa, den Präsidenten von Inclusion Europe, auch einen Wunsch an alle: Selbstvertreter sollen auch wirklich gehört werden – ihre Stimme in der Gesellschaft soll gehört werden und daher sei es bedeutend, dass es Konferenzen dieser Art gibt, so der Präsident der Europäischen Plattform der Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter.