TU Graz-Materialwissenschafterin Katrin Unger nutzt leeres Tattoopapier zur Herstellung innovativer Tattoo-pH-Sensoren
Lunghammer/TU Graz
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Wissenschaft

Tattoos sollen Gesundheit der Haut messen

Mit Tattoo-Sensoren, die den Säuregehalt der Haut messen, beschäftigt sich die Forschungsarbeit von Katrin Unger an der TU Graz. Die PhD-Studentin erhielt nun das mit 25.000 Euro dotierte L’Oreal-Österreich-Stipendium „For Women in Science“.

Mit einem Tintenstrahldrucker werden elektrische Leiterbahnen aus Kunststoff auf leeres Tattoo-Papier gedruckt, wie man es von Kindertattoos kennt. Auf diese Kunststoffelektroden wird anschließend ein Polymergel im Vakuum chemisch aufgedampft, erklärt Unger. Die aufgedampfte Gelschicht reagiert auf den pH-Wert der Flüssigkeit, die sie umgibt. Das Hydrogel, das dabei zum Einsatz kommt, könne man sich als eine Art Schwamm vorstellen, der Wasser absorbiert, so Unger.

Katrin Unger

Katrin Unger wurde 1986 in Graz geboren und ist seit dem Abschluss ihres Physikstudiums Teil der Arbeitsgruppe von Anna Maria Coclite am Institut für Festkörperphysik, wo sie an der Entwicklung von Tattoo-Sensoren arbeitet, die gesundheitsschädliche pH-Veränderungen der Haut frühzeitig erkennen sollen.

Rückschlüsse auf den Zustand der Haut

„Je nachdem, in welchem pH-Milieu sich das Gel befindet, absorbiert es mehr oder weniger Flüssigkeit, oder im Fall des Tattoo-Sensors abgesonderten Schweiß, und ändert damit die elektrischen Eigenschaften des Sensors.“ Dieser liefert dann Rückschlüsse auf den Zustand der Haut.

Der pH-Wert einer gesunden Haut liegt im Durchschnitt bei 5,5. Umwelteinflüsse, Krankheiten oder medizinische Behandlungen können diesen verändern, den Schutzmantel zerstören und die Infektionsgefahr erhöhen. Ungers Tattoo-Sensoren sollen helfen, diese pH-Veränderungen über längere Zeiträume zu diagnostizieren. Der Weg in die Anwendung ist allerdings noch ein weiter: Schweiß beinhaltet sehr viele verschiedene Analyte, die auf das Signal einwirken können.

Verknüpfte Forschungsgebiete

Mit ihrem Projekt verknüpft die Grazerin die Arbeit von Anna Maria Coclite, die für ihren Forschungsansatz zur Herstellung smarter künstlicher Haut 2016 den ERC-Starting Grant erhielt, mit jenem der Arbeitsgruppe rund um Francesco Greco, der gedruckte Tattoo-Elektroden zur medizinischen Diagnostik entwickelt. Das Forschungsgebiet ist im Field of Expertise „Advanced Materials Science“ verankert, einem von fünf strategischen Forschungsschwerpunkten der TU Graz.

Stipendium „For Women in Science" erhalten

Für ihre Forschungsarbeit erhielt Unger nun das mit 25.000 Euro dotierte Stipendium „For Women in Science“, das seit 2007 von L’Oreal Österreich in Kooperation mit der Österreichischen UNESCO-Kommission und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vergeben wird.

Die Stipendien sollen jungen weiblichen Nachwuchstalenten – Doktorandinnen und Post-Docs aus den Bereichen Naturwissenschaften, Medizin und Mathematik – den Start in eine wissenschaftliche Karriere erleichtern und Vorbilder schaffen, die andere Frauen zu einer wissenschaftlichen Laufbahn inspirieren.