„Kunstraum Steiermark“
Universalmuseum Joanneum/N. Lackner
Universalmuseum Joanneum/N. Lackner
Kultur

Das bietet der „Kunstraum Steiermark“

Es gibt viele Möglichkeiten, Kunst zu fördern – eine davon sind Stipendien. Das Land Steiermark unterstützt so 18 Kunstschaffende, und deren Arbeiten sind derzeit unter dem Titel „Kunstraum Steiermark“ in der Neuen Galerie in Graz zu sehen.

Es ist eine bunte Werkschau, die einen Einblick gewährt, welche Strömungen und Themen bei den Kunstschaffenden derzeit aktuell sind – es dominieren gesellschaftliche Prozesse, Rollenbilder, Natur, Gender und das Spiel mit Materialien.

13 Roma-Portraits

Fotografin Anais Horn etwa setzte sich im Zuge ihres Auslandsaufenthaltes in der Europäischen Kulturhauptstadt Plowdiw in Bulgarien mit der Minderheit der Roma auseinander: „Dabei sind 13 Portraits entstanden von jungen Roma-Frauen im Alter zwischen elf und 18 Jahren, die dort in Stolipinowo, im größten europäischen Roma-Ghetto, aber auch in anderen Roma-Communitys rund um Plowdiw leben.“

Anaïs Horn, IN-BETWEEN, 2019
Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Ulrike Königshofer wiederum war als Stipendiatin in Triest und brachte zwei Fotoarbeiten in die Ausstellung: Ausschnitte eines Abendhimmels, die zeitgleich in Wien und Triest gemacht wurden und die paarweise arrangiert sind. „Für mich sind solche Auslandsaufenthalte immer Möglichkeiten, um einfach einmal Zeit zu haben. Wenn man zwei Monate Zeit hat, um an einem anderen Ort zu sein, wo man gar nicht viele Leute kennt, nicht viele Termine hat, das ist dann für mich immer so ein Zeitraum, wo ich viel nachdenken kann, in mich gehen kann, und das ist für mich der Hauptpunkt, um so etwas zu machen“, so Königshofer.

Motivationsschub

Frauke Bittner, deren kleiner, quaderförmiger Bronzeguss auf einer baumwollfadenumwickelten Stele thront, erlebte das Stipendium als Motivationsschub: „Für mich bedeutet das das Selbst-Verstehen, dass ich Künstlerin bin – ich komme ja aus einem anderen Beruf, bin ja eigentlich Betriebswirtin – und da Selbstverständnis zu entwickeln, dass ich das kann, dass ich das möchte und dass ich das will, und meine ganze Kraft und meine Energie und auch die Möglichkeit habe, diesen Weg jetzt zu gehen.“

Frauke Bittner
Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Auch ein musikalisches Projekt wird per Stipendium gefördert – mit drei Musikerkollegen investierte Jazzmusiker Emiliano Sampaio das Geld sehr praktisch: „Wir haben ein Haus gemietet, und dort ist ein Proberaum für vier Musiker für unterschiedliche Projekte. Wir nannten es Haus der Musik Eggenberg, wo wir unterrichten, komponieren, proben, arrangieren.“

Netzwerke und Entdeckungen

Ein neues Netzwerk und die Entdeckung einer ihr bisher unbekannten Stadt erlebte Nina Schuiki als Stipendiatin in Jerusalem: „Es gibt in Jerusalem an sich keine wirklich kommerziellen Galerien, es gibt nur so Touristengalerien, die eher dekorativ sind. Deswegen war auch die Energie so ein bisschen anders in der Kunstszene: Niemand kann von der Kunst leben, jeder hat einen Paralleljob, aber andererseits hat das auch extrem viel Energien freigesetzt, dass nicht dieser Druck da war, es war jetzt nicht so eine Ellbogen-Community, sondern wirklich sehr willkommen und sehr interessiert an Leuten von außen – extrem offen, finde ich.“

Ausstellungstipp:

Die Schau „Kunstraum Steiermark“ in der Neuen Galerie in Graz ist noch bis 12. Jänner zu erleben.

Die Internationalisierung ist dem Land Steiermark beim Stipendienprogramm besonders wichtig, erläutert der Leiter der Kulturabteilung, Patrick Schnabl: „Wir haben in den letzten Jahren versucht, mit einem Schwerpunkt für den südosteuropäischen Raum hier wirklich Kontakte aufzubauen, aber in den letzten zwei Jahren wurde die Internationalisierung sehr stark in den Vordergrund gezogen, so dass man sagt, wir wollen international auffällig werden, wir unterstützen die steirischen Künstlerinnen und Künstler.“

Leistungsschau und Sprungbrett

So wird auch die europäische Hauptstadt Brüssel mit einem permanenten „Artists in Europe“-Projekt bespielt. Die Ausstellung „Kunstraum Steiermark“ in der Neuen Galerie im Grazer Joanneumsviertel will nicht nur die eine aktuelle Leistungsschau sein, sondern soll auch als Sprungbrett für junge Künstlerkarrieren fungieren.