Mähdrescher auf Acker
APA/ROBERT JAEGER
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Landwirtschaft

Landwirte setzen auf ökologische Äcker

Ein Geschäftsmodell der Ackerbewirtschaftung erlebt derzeit einen Boom: Landwirte, die auf ökologische Ackerbewirtschaftung umstellen und dadurch den Humusgehalt ihrer Böden steigern, können im Gegenzug CO2-Zertifikate an Unternehmen verkaufen.

Seit den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind die Humus-Reserven in den heimischen Ackerböden ständig zurückgegangen: anhaltende Bodenlockerung durch tiefes Pflügen, Industrie-Dünger, Spritzmittel und Monokulturen führten dazu, dass die sogenannten „lebendigen Bestandteile“ der Böden sukzessive ausgedünnt wurden. Unter anderem mit der Konsequenz, dass in ihnen weit weniger CO2 gebunden – und auch weit weniger Wasser gespeichert werden kann.

Idee gibt es seit zwölf Jahren

Schon vor zwölf Jahren haben die Nachhaltigkeitspioniere der oststeirischen Ökoregion Kaindorf deshalb damit begonnen, Landwirte bei der Umstellung auf nachhaltige Ackerbewirtschaftung zu unterstützen und ihnen im Gegenzug zu ermöglichen, CO2-Zertifikate an interessierte Unternehmen zu verkaufen.

Der Geschäftsführer des gemeinnützigen Ökoregion-Vereins, Thomas Karner, erklärt die drei Grundvoraussetzungen für den Humusaufbau so: „Die eine ist, auch im Winter die Fläche begrünt zu haben, weiters bodenschonendes Bearbeiten, das heißt, möglichst ohne Pflug und die dritte Grundvoraussetzung ist die Vielfalt bei den Pflanzen, also Fruchtfolge und Zwischensaaten.“

Ökologische Ackerbewirtschaftung immer beliebter

Was zu Beginn noch belächelt wurde, ist in Zeiten des Klimawandels hoch gefragt: mittlerweile nehmen österreichweit bereits 300 Landwirte mit insgesamt mehr als 3.200 Hektar Ackerfläche an dem Programm teil – im Schnitt bindet ein Hektar naturnahe bewirtschafteter Ackerboden rund neun Tonnen CO2 pro Jahr.

„Wenn man das jetzt auf Österreich hochrechnet – es gibt österreichweit ca. 1,4 Mio. Hektar Ackerfläche – dann wären wir in der Lage 15-40 Prozent des jährlichen CO2-Ausstoßes zu kompensieren“, erklärt Karner. So weit sei man zwar noch lange nicht, doch das Interesse der Unternehmen an den CO2-Zertifikaten sei enorm – Karner zufolge sei man derzeit sogar ausverkauft.

Ökologische und finanzielle Anreize

Karner gehe aber auch davon aus, dass die Zahl der teilnehmenden Landwirte weiter steigt, da es neben den ökologischen Vorteilen auch handfeste finanzielle Anreize gibt: „Wir zahlen zurzeit 45 Euro pro Tonne CO2 aus. Der Landwirt bekommt davon garantiert immer zwei Drittel und als gemeinnütziger Verein haben wir in den letzten Jahren schon 300.000 Euro an Landwirte ausbezahlt.“

Mehr Humus bedeute außerdem, dass die Böden deutlich resistenter gegen Starkregen und Dürre sind, dass das Grundwasser durch die Filterwirkung besser geschützt wird und dass man deutlich weniger Dünge- und Spritzmittel braucht, betonen die Experten.