Seniorin bei Trainingsfahrt auf E Bike (Pedelec)
APA/dpa/Roland Weihrauch
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Chronik

Grazer Arzt fordert Check für E-Bike-Fahrer

E-Bikes liegen seit Jahren im Trend, und das vor allem bei älteren Menschen. Entsprechend steigt auch die Zahl der Unfälle, weil E-Bike-Fahrer ihre Reaktionsfähigkeit oft überschätzen. Ein Grazer Arzt fordert nun einen Gesundheitscheck für E-Bike-Fahrer.

Mittlerweile gibt es in Österreich mehr als 600.000 E-Bikes. Allein im ersten Halbjahr 2019 gab es aber auch mehr als 550 Unfälle mit E-Scootern und E-Bikes: Immer öfter landen schwer verletzte E-Bike-Lenker auch in der Notaufnahme der Chirurgie des LKH Graz, sagt deren Leiter Paul Puchwein im Gespräch mit Ö1.

Verletzungen vielseitig, Vorerkrankungen problematisch

Die Verletzungen reichen von schweren Verletzungen im Bereich des Schädels, der Halswirbelsäule und der Extremitäten, schildert der Arzt; nicht selten würden die Opfer auch bleibende Schäden davontragen – in einem der jüngsten Fälle etwa neurologische Schäden.

Vor allem ältere Menschen würden oft mit Vorerkrankungen auf E-Bikes umsteigen. Puchwein plädiert dafür, dass die Maximalgeschwindigkeit eines E-Bikes an den Gesundheitszustand bzw. das Reaktionsvermögen der Lenker angepasst wird – also für eine Art Gesundheitscheck vor dem Kauf. Gewisse Patienten, die beispielsweise auch kein anderes Fahrzeug mehr in Betrieb nehmen können, weil sie etwa epileptische Anfälle oder neurologische Erkrankunen hatten, sollten laut dem Arzt auch vom Kauf eines E-Bikes ausgenommen werden.

Reaktionsvermögen und Geschwindigkeit passen nicht

Das Problem sei, dass das Reaktionsvermögen vieler älterer Menschen nicht mehr mit der Geschwindigkeit übereinstimme. Es sei zwar grundsätzlich gut, dass ältere Verkehrsteilnehmer mobil bleiben, sagt der Grazer Chirurg, er glaube aber, dass 25 km/h in jeder Lage für viele ältere Menschen zu viel seien.

Auch Autofahrer gefordert

Die hohe Geschwindigkeit von E-Bikes unterschätzen auch Autofahrer oft, wenn etwa E-Bike-Fahrer auf eine Kreuzung zufahren. ÖAMTC-Verkehrssicherheitsexperte David Nosé sagt, Autofahrer müssten verstärkt Rücksicht nehmen – man versuche daher, sie zu sensibilisieren: Gerade wenn Autofahrer rechts oder links abbiegen wollen und einen Radfahrer sehen, sollten sie sich bewusst sein, dass es ein E-Bike-Fahrer sein könnte, der sich schneller annähert als ein normaler Radfahrer.

E-Bike vor erster Ausfahrt unbedingt gut testen

Um vor allem ältere Wiedereinsteiger zu schulen, bietet der ÖAMTC E-Bike-Kurse an: Darin wird etwa der längere Bremsweg erläutert, der entsteht, weil E-Bikes nicht nur schneller, sondern auch schwerer sind. Man rate E-Bike-Neubesitzern, sein Fahrzeug erst in einer verkehrsberuhigten Zone auszuprobieren und Bremsübungen zu machen, bevor man sich damit in den öffentlichen Verkehr begebe.