Die Firmenzentrale von Legero mit dem angeschlossenen Outlet Center
APA/INGRID KORNBERGER
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Wirtschaft

Legero United bezog Hauptquartier bei Graz

Der steirische Schuhmacher Legero United hat sich laut Eigentümer Stefan Stolitzk einem „Wandel“ unterzogen: Das neue Hauptquartier in Feldkirchen bei Graz wurde gerade bezogen und die Marken Legero, Superfit, Think! und Vios ins digitale Zeitalter übertragen.

„Wir haben die Ziele unserer Strategie, die bis ins Jahr 2015 ging, damals erreicht“, so Stolitzka. Die Umsätze passten, „aber die Zeiten ändern sich. In der digitalen Welt waren wir noch gar nicht aufgestellt“. Das wurde anders, und so begann ein Veränderungsprozess auf mehreren Ebenen: Das Unternehmen mit mehr als 1.500 Mitarbeitern weltweit wuchs, der Platz am ehemaligen Standort in Graz wurde zu klein, die Kapazität konnte nicht erweitert werden. Daher suchte man sich in Feldkirchen südlich von Graz einen neuen Standort, der Platz genug auch für mögliche künftige Erweiterungen bietet.

Hauptquartier und Outlet

Neben dem innerhalb von eineinhalb Jahren Bauzeit errichteten Hauptquartier, das nun 220 Mitarbeiter bezogen haben, ist auch ein Outlet, das im März eröffnet wird: Es soll eine neue Art der Markenpräsentation bieten – Spiele- und Kaffeeecken sowie digitale Oberflächen inklusive. „Wir wollen damit den Händlern zeigen, was alles möglich ist“, sagte Stolitzka während einer Führung durch die Räumlichkeiten aus Holz, Glas und Sichtbeton.

Derzeit umfasst das Hauptquartier einen Ring mit einem Erd- und einem Obergeschoß; theoretisch kann laut dem Eigentümer noch ein weiterer Ring, ein zweites Obergeschoß, aufgesetzt werden. Zudem seien weitere Flächen bebaubar. Bisher wurden von mehr als 2,6 Hektar 8.500 Quadratmeter verbaut. Das Investitionsvolumen lag bei 33 Millionen Euro.

Digitaler Ladentisch immer wichtiger

„Der Handel bleibt unser wichtigster Partner“, versicherte der Eigentümer des 1872 gegründeten Familienunternehmens. Derzeit würden 52 Prozent seiner jährlich rund 6 Millionen Schuhe im Fachhandel und 31 Prozent bei großen Schuhketten verkauft; rund 17 Prozent werden online entweder über internationale Großhändler oder im eigenen Shop verkauft.

Bis 2022 dürften seiner Einschätzung nach nur noch 44 Prozent im Fachhandel und 30 Prozent bei Schuhketten verkauft werden, der Rest online. Rechne man ein, dass auch die Schuhketten online verkaufen, werden in Wahrheit schon heute um die 50 Prozent über den digitalen Ladentisch verkauft, so Stolitzka.

Größter Absatz wird mit der Kinderschuhmarke Superfit gemacht, die zuletzt einen Umsatz von 102 Million Euro brachte. Mit ihnen ist man in Österreich mit 40 Prozent Anteil Marktführer, in Deutschland liegt der Marktanteil bei 33 Prozent.

Umsatzsteigerung erwartet

Höchstes Gut neben Qualität und Nachhaltigkeit sei nun die Verfügbarkeit der Schuhe, so der Eigentümer – um sie herum müsse auch eine entsprechende Vermarktung aufgebaut werden: So ist das Unternehmen mit seinen Marken nun auch in den gängigen sozialen Medien vertreten. Entsprechend steigen die Umsätze: Nach 190 Millionen Euro im Jahr 2018 und einer Delle 2019 mit 185 Millionen Euro dürfte der Umsatz 2020 auf 205 Millionen Euro steigen, hieß es.

Noch Luft nach oben bei Damenschuhen

Die Marke Legero spricht die Zielgruppe Frauen an und brachte 54 Millionen Euro Umsatz – da sieht Stolitzka noch großes Potenzial, denn 55 Prozent des Schuhmarktes wird mit Damenschuhen gemacht, nur acht Prozent mit Kinderschuhen. Die Marke „Think!“ mit zuletzt einem Umsatz von 34 Millionen Euro bietet ebenfalls Schuhe für Frauen an, aber mit stärkerem Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Handarbeit; „Think!“ hat außerdem auch Herrenschuhe im Sortiment.

Neu ist die Marke Vios, bei der Nachhaltigkeit sogar wissenschaftlich nachgewiesen sei, so Stolitzka – sie sei frei von umweltschädlichen Substanzen. Der abgetragene Schuh könne praktisch in der Natur entsorgt werden. In dem Bereich forscht Legero United selbst. Knackpunkt seien derzeit noch vereinzelte Klebestoffe: „Da sind wir noch nicht so weit, deswegen sind noch nicht alle unsere Kollektionen plus Vios.“ In sieben Jahren will Stolitzka aber auch dieses Ziel erreichen.

Im Fokus steht weiterhin der europäische Markt, verkauft werden die Schuhe von Legero United aber in rund 40 Ländern weltweit.

Produktion in Südindien und Rumänien

Um die Produktion von jährlich 6 Millionen Schuhen zu stemmen, wurde in Südindien gerade der Spatenstich für eine dritte Werkshalle gesetzt, erst kürzlich wurde dort auch ein neues Werk für 6 Millionen Euro gebaut. Es bietet 660 Mitarbeitern Platz. Wenn die dritte Halle fertig ist, können allein bei den indischen Niederlassungen 2.000 Mitarbeiter beschäftigt werden.

Das Hauptwerk der Unternehmensgruppe steht allerdings in Rumänien. Dort werden die Schuhe von rund 450 Mitarbeitern zusammengebaut und die Sohle aufgespritzt. Das bestehende Zentrallager in Ungarn wird indessen zu einem Fulfillment-Lager für ganz Europa ausgebaut.